Das war’s…

Liebe Blogleserin,
Lieber Blogleser,

Ich dachte, ich melde mich noch einmal. Dieses Mal aber will ich nicht irgendwelche Ausreden suchen, weshalb ich mich so lange nicht gemeldet habe. Denn die Ausrede, ich hätte zu viel zu tun gehabt, stimmt einfach nicht. Trotzdem gibt es noch das ein oder andere zu berichten, bevor ich mein Jahr beende. Wir alles wissen, was die Welt in den letzten Monaten beschäftigt hat – Corona. Mich traf das Ganze, obwohl es ein mehr oder weniger bekanntes Thema auch in Ghana war, sage wir eher überraschend. Samstag war ich noch auf der Beerdigung eines Vaters von einem guten Freund von mir und Sonntags habe ich im Gottesdienst gesungen und habe da noch nicht gewusst, dass es der letzte Gottesdienst sein sollte. Ab Montag ging alles ganz schnell. Erst hieß es meine Eltern können nicht kommen, dann hieß es haltet euch bereit, es kann sein, dass ihr nach Hause müsst und abends gab das BMZ bekannt, dass alle Weltwärts Freiwilligen, egal wo, zurück müssen. Schock für mich. Ich habe also mehr schlecht als recht meine Sachen gepackt, mich zumindest von ein paar Leuten verabschiedet und bin sieben Tage später von Eric und seiner Familie zum Flughafen gebracht worden. Geweint habe ich nur sehr wenig. Aus zwei Gründen: Immer wieder sagten mir alle, ich bräuchte nicht zu weinen, ich käme ja bestimmt bald wieder und zum Anderen war mir überhaupt noch nicht so richtig klar, was eigentlich los ist und dass ich gerade wirklich auf dem Rückweg bin. Etwas, dass ich mir nicht vorstellen konnte, denn früher Zurückkommen war für mich schon nach dem ersten Monat, in dem ich mich in Ho super wohlfühlte, keine Option.
Zuhause war es total kalt, es regnete nur und die Corona – Situation hatte ich mir irgendwie aus dem fernen Ghana viel krasser vorgestellt (ich möchte damit nicht sagen, dass es nicht schlimm war / ist, nur hatte ich mir das Ganze irgendwie anders ausgemalt). Ein Gutes hatte das Ganze, denn ich konnte meine Familie wiedersehen, was mich sehr gefreut hat. Nur viel es mir schwer, das in meiner Traurigkeit und dem Realisierungsprozess zu zeigen.

Die letzten Monate lassen sich relativ schnell zusammenfassen. Ich habe einen Minijob bei der Schülerhilfe bekommen und so nicht nur meiner kleinen Schwester, sondern noch ein paar anderen Schülerinnen und Schülern mit ihren vielen Schulsachen und den wenigen Lehrererklärungen klar zu kommen geholfen. Dann habe ich mich an ein paar Unis für den Studiengang „Internationale Beziehungen“ beworben und habe nun mit einem Teilstipendium von Weltwärts, für welches ich ein Interview, ein Motivationsschreiben und einen Auswahltag bewältigt habe, einen Platz an der Karlshochschule in Karlsruhe bekommen, suche deshalb im Moment nach einem WG Zimmer und war dann noch im Urlaub in Italien (ein Glück sind wir nicht nach Spanien gefahren…)
Viel schwieriger lässt sich aber zusammenfassen, was sich alles für Gedanken in meinem Kopf gesammelt haben und da herumschwirren. Viel öfter und noch lieber als früher schon, saß ich in den letzten Monaten auf unserer weißen Bank an der Hauswand zum Garten hin, der nach Süden geht, deshalb von morgens um 10:00 bis abends um 18:00 Uhr Sonne hat und hing meinen Gedanken nach. Viele Fragen nach den Unterschieden von Ghana zu Deutschland, wichtige Themen, wie Rassismus, Gerechtigkeit, Politik… gingen und gehen mir durch den Kopf. Viele Überlegungen, wie sich meine Erfahrungen auf mich und mein jetziges Leben auswirken sollen oder schon ausgewirkt haben.
Außerdem habe ich, besonders jetzt nachdem ich in Italien gewesen bin, eine Frage, die ich vorher gar nicht so im Blick hatte, immer weiter in den Vordergrund gerückt: Die Frage nach meiner Heimat. An welchem Ort ich mich Zuhause fühle. Das ist bei mir vielleicht nicht ganz so leicht zu beantworten, wie bei dem ein oder anderen, der schon immer in ein und derselben Stadt lebt zum Beispiel. Als ich aus Ghana wiederkam, hatte ich erwartet, dass sich ein Gefühl, wie „Heimkehren“ einstellen würde. Doch das war irgendwie nicht so. Meine Familie wiederzusehen rief schon dieses Gefühl hervor, aber der Ort an sich nicht.
Auch nach 8 Jahren in Oldenburg finde ich es komisch, wenn ich als „Oldenburgerin“ bezeichnet werde und würde mich selbst nicht als solche bezeichnen.
Ich bin in Hannover geboren. Doch als „Hannoveranerin“ würde ich mich nie bezeichnen – ist doch das Einzige was ich wirklich von Hannover weiß, dass dort 2000 die Expo stattfand, am Bahnhof (ich glaube zumindest, dass es der Bahnhof Hannover war…) eine Pferdestatue steht an der vorbei man direkt in die Innenstadt kommt (soll wohl stadtplanerisch sehr gut sein, dass man vom Bahnhof direkt in die Innenstadt kommt) und dass der Maschsee mit 6 km eine gute Laufstrecke ist. Aber das wars auch. In Italien fühle ich mich heimisch. Das ist ein Ort, der sich mit einer Regelmäßigkeit durch mein Leben zieht, die es sonst nicht so gibt. Aber so richtig sagen kann ich das einfach nicht, auch welche Rolle Ghana in dem ganzen Prozess spielt, ist mir noch nicht so klar.
Und wenn es schon mir so geht, wie geht es dann jemandem, der geflüchtet ist, dessen oder deren Eltern aus einem anderen Land kommen oder jemand, der in unterschiedlichen Ländern gelebt hat, bei mir waren es ja nur verschiedene Städte?
Ist es überhaupt so wichtig, dass ich einen Ort benennen kann? Muss ich das so genau definieren?
Diese und andere Fragen schwirren in meinem Kopf herum. Aber irgendwie bin ich froh darüber. Sie waren schon immer da, aber sind auf jeden Fall durch Ghana erweitert und angeregt worden. Auch wenn ich keine Antwort geben kann oder möchte, ist es jedoch schön und aufschlussreich, darüber nachzudenken. Ich kann es jedem Einzelnen empfehlen!

Hiermit will ich jetzt meinen Blog beenden. Ich weiß, es war vielleicht kein Bericht über die vergangenen Geschehnisse, aber mir war es ein Anliegen, auch mal ein paar meiner Gedanken preiszugeben. Den ein oder anderen wird es vielleicht interessiert haben. Bleibt gesund und passt auf Euch auf!
Eure Julia.

Reisebericht

Liebe Blogleserin,
Lieber Blogleser,

Eigentlich wollte ich diesen Blogeintrag ja schon vor einem Monat schreiben. Genauer gesagt am 14. Februar, als in Ho viele Menschen total begeistert auf irgendeine der zahlreichen Valentinstagveranstaltungen gegangen sind. Ich halte nicht allzu viel vom Valentinstag und habe gedacht, dass ich genau diesen freien Abend für Blogeinträge etc. nutzen kann. Gut, wir alle wissen, dass dieser Eintrag nicht am 14.2. kam. Die Wahrheit ist nämlich, dass ich trotz meiner Einstellung zum Valentinstag zu einer Veranstaltung in der Đela Cathedral gegangen bin. Die war in meinen Augen zwar etwas kitschig, aber ich habe es überlebt.
Trotzdem sehe ich noch immer die Notwendigkeit eines Blogeintrages, auch wenn ich nicht genau weiß, ob neben dem Nachrichtenlesen wegen des Coronavirus noch Zeit für so etwas ist. Aber wer weiß. Vielleicht ist es ja auch eine gute Ablenkung. Seit ich meinen letzten Rundbrief vor ca. 5 Wochen verfasst habe, ist schon wieder viel passiert, von dem ich gerne berichten würde. Nach dem Zwischenseminar in Akropongh hier in Ghana Ende Januar, an dem sowohl die zukünftigen Süd – Nord Freiwilligen der NM, als auch meine einzige Mitfreiwillige Leonie, die das Jahr in Togo verbringt und ein paar weitere Freiwillige teilgenommen haben, ist Leonie dann noch eine weitere Woche in Ghana geblieben. Und von dieser Woche würde ich gerne erzählen:
Die Reise ging samstags von Akropongh los. Gemeinsam sind wir 50 Minuten nach Accra gefahren. Dort sind wir dann glücklicherweise bei Bismarck, einem ehemaligen Süd Nord Freiwilligen, und seiner Familie untergekommen, was alles sehr viel einfacher für uns gemacht hat.
Direkt an diesem Tag sind wir Accra erkunden gegangen. Wir haben das Kwame Nkrumah Mausoleum besucht, waren am Strand, von wo aus man einen guten Blick auf James Town und den Leuchtturm hatte und haben das Black Star Gate bewundert.
Am folgenden Sonntag sind wir in die Kirche und haben dann denn Markt in Madina, wo Bismarck wohnt, besucht. Am nächsten Morgen haben Leonie und ich uns mit einem Trotro auf den Weg nach Ho gemacht. Als wir bei mir Zuhause ankamen, war meine ganze Wohnung sehr dreckig und staubig, wegen des Dusts, der gerade überall liegt, weil zur Zeit Trockenzeit ist. Die folgenden Tage haben wir immer wieder sauber machen müssen. Die liebe Leonie hat mich dabei gelehrt, wie anstrengend Putzen doch sein kann. Klar, wir waren beim Putzen jetzt zu zweit, da sie mich tatkräftig unterstützte, leider hat sie aber im Eifer des Gefechts nicht nur meinen treuen Besen, sondern auch noch meinen gerade neugekauften Wischmopp halbiert. Warum das gerade Leonie passiert ist, Zufall, Karma oder ihre übermäßige Kraft, ich weiß es bis heute nicht.
Ich habe Leonie außerdem in dieser Woche zu einigen meiner Freizeitaktivitäten, wie Chor und Prayer Meetings, mitgenommen und sie einigen Menschen vorgestellt. Wir waren außerdem in Klefe, einem kleinen, wunderschönen Vorort von Ho, wir waren auf dem Mount Adaklu, was zugegebenermaßen schon etwas anstrengend war, die schöne Aussicht hat jedoch alles wieder Wett gemacht, wir waren bei meinem Mentor Eric Gle zum Essen eingeladen und waren mit einem anderen Freiwilligen beim Wli Waterfall, der der höchste in ganz Westafrika ist.
Diese Woche habe ich sehr genossen und es war wirklich schön, noch mehr von Ghana zu sehen.
Es war auch mal wieder schön, von Person zu Person Deutsch zu reden. Das kommt sonst nämlich in meinem Alltag nicht so häufig vor, da ich zum Beispiel nicht so viel Kontakt zu anderen Freiwilligen habe und so in der letzten Zeit hauptsächlich Englisch und ein bisschen Ewe spreche. Dass mein Deutsch vielleicht ein bisschen rostig ist, ist mir letztens an einem Sonntagmorgen um 5:00 Uhr aufgefallen. Ich wollte nicht aufstehen und fragte mich, warum man auch um 6:00 Uhr morgens in der Kirche sein muss. Um mich zu motivieren, wollte ich dieses tolle deutsche Sprichwort benutzen. Und sagte mir:
Ach, früher Hase fängt den…“ . Ja was fängt denn eigentlich der Hase? Ich musste tatsächlich den ganzen Gottesdienst nachdenken, bis mir eingefallen ist, dass es der Vogel ist, der den Wurm fängt.
In diesem Sinne hoffe ich, dass dieser Eintrag unterhaltsam war und es sich gelohnt hat, ihn neben den vielen Nachrichten zu lesen. Bis zum nächsten Mal,

Eure Julia.

Ich melde mich mal wieder

Liebe Blog Leserin,
Lieber Blog Leser,

Ich gebe es zu, ich habe mich wirklich lange nicht gemeldet. Der ein oder andere mag jetzt vielleicht denken, ich hätte vielleicht nichts mehr erlebt und deswegen nichts Neues zu erzählen. Doch das stimmt nicht. Was tatsächlich stimmt, ist, dass viele Dinge mittlerweile zum alltäglichen Leben gehören. Ich habe in der letzten Zeit nicht mehr allzu oft Zeit gehabt, mich über kleine Dinge zu freuen. Sind sie doch leider in meinem Alltag untergegangen. Das ist schade. Das weiß ich jetzt wieder. Wie mir das aufgefallen ist? Die letzten Tage bin ich die Treppe zu meiner Wohnung hoch und wieder runter gelaufen oder zugegebenermaßen runter gehüpft und habe nur aus dem Augenwinkel das grüne Blatt registriert, dass da schon seit Tagen in der Ecke liegt. Ein Blatt denkst du, warum hängst du dich jetzt so daran auf, Julia? Ganz einfach als ich mir vor drei Tagen dann doch die Zeit genommen habe, die Treppe hochzugehen und mal wieder meine Umgebung richtig wahrzunehmen, ist mir aufgefallen, dass es sich bei dem außerordentlich grünen Blatt um gar kein Blatt handelt. Es ist ein Käfer oder Schmetterling, das weiß ich nicht ganz genau, auf jeden Fall ein großes Insekt. Wunderschön anzusehen und beeindruckend, wie gut er sich als Blatt tarnen kann. So gut, dass ich, ohne dass ein Baum in der Nähe gewesen wäre, tagelang an dem kleinen Kerl vorbeigelaufen bin und nicht mal erkannt habe, dass es sich nicht um ein Blatt handelt. Ein kleines Ereignis, vielleicht für jemand anderes unbedeutend, nicht aber für mich. Ich werde jetzt wieder mehr auch auf die kleinen Dinge des Lebens achten. Das ist auch der Grund, warum ich jetzt diesen Blogeintrag schreibe. Es ist wichtig, die vielen Erlebnisse zu teilen, so klein sie auch scheinen mögen. Also fangen wir an:
Am 13.11 (ja, ich weiß, dass das schon etwas her ist) war der 172. Founders Day der E.P Church. Im Jahr 1847 wurde in der Stadt Peki, 50 Minuten von Ho entfernt, die erste Kirche der E.P Chruch gebaut. Ganz spontan habe ich mich mit Reverent Ken nach der Schule auf den Weg nach Peki gemacht. Da sollte an diesem Abend zur Feier des Tages in eben dieser Kirche ein Gottesdienst mit Musical abgehalten werden. Ich habe also an diesem Tag nicht nur Peki kennengelernt, die University of Ep Church angeschaut, sondern bin auch Zeugin eines beeindruckenden Musicals geworden. Eine Gruppe von ca. 40 Sängerinnen und Sängern aus Ho hat unter der Leitung eines 90- jährigen Herrn, der in Ho weit und breit für seine Musicalausarbeitungen bekannt ist, ein dreistündiges „Spektakel“ auf die Beine gestellt. In mehreren Akten wurde dargestellt, wie die Deutschen das erste Mal auf die Ghanaer treffen, es zu Beginn Kommunikationschwierigkeiten und Misstrauen gibt, sich dann angenähert wird und die Menschen begannen, einander zu verstehen. Besonders schön fand ich, wie passend die jeweiligen Lieder, die, wie ich gelernt habe, der Zeit nachempfunden sind, zu den Emotionen passten. Es ist wunderbar deutlich geworden, wie sich die Art des „Worships“ verändert hat. Zum Schluss bin ich Teil des Musicals geworden, denn am Ende wurde dargestellt, wie die Deutschen die Ghanaer heilten. Ein junger Mann spielte einen Blinden. Als er wieder sehen konnte, kam er auf mich zu und tat so, als wäre ich die erste Person, die er jetzt, wo er sein Augenlicht zurückerlangt hatte, sehen könne. Danach wurde den Sängerinnen und Sänger mit tosendem Applaus und einem kleinen Offering gedankt. Wie dem ein oder anderen vielleicht schon aufgefallen ist, stellt das Musical die Ankunft der Deutschen als sehr positiv dar. Ob es das immer war? Da bin ich mir nicht so sicher und es lässt sich auf jeden Fall auch anzweifeln. Was aber sicher ist, dass hier zu Ehren des Founders Days ein beeindruckendes Musical aufgeführt wurde, das ich so schnell nicht wieder vergessen werde.
Apropos Kleinigkeiten und Musik… Ich möchte mal was zur Musik im Allgemeinen sagen. Ich habe lange überlegt, ob ich das in meinen Blog schreiben soll, immerhin ist es vielleicht für andere sehr schwer nachzuvollziehen. Dennoch spielt Musik seitdem ich hier bin eine noch größere Rolle für mich, als vorher schon und ich finde es wichtig, davon zu erzählen, wie wichtig Musik seitdem ich hier bin, für mich geworden ist. Die Verbindung zur Musik ist schon dadurch gegeben, dass ich zwei Wochen nach meinen Ankommen dem EPSU- Chor ( E. P Students Unit) meiner Kirche, also dem Jugendchor der Đela Cathedral beigetreten bin. Ich lerne wöchentlich neue Lieder und finde auch, dass es mir sehr viel leichter fällt, mir Stimmen und Melodien zu merken, auch wenn ich die Sprache teilweise nicht verstehe oder mir einzelne Texte übersetzen lassen muss.
Weiter geht es dann am Sonntagmorgen. Wenn in der Kirche die Band die unterschiedlichsten Lieder spielt, zieht sie mich immer wieder in ihren Bann. Ob das an der Melodie, den Texten oder den Sängern liegt, weiß ich nicht. Ich habe auf jeden Fall für mich festgestellt, dass diese Art von Musik, auch wenn der Text mal auf Ewe ist und ich ihn nicht verstehen kann, mich unglaublich berühren kann. Ich finde es beeindruckend, dass diese Musik bei mir Gefühle hervorrufen kann, die ich vielleicht sonst nicht zeigen würde. Mir ist klar geworden, dass Musik für mich der beste Weg zum Glauben ist. Und sie erreicht mich auch Zuhause. Da ich quasi direkt neben der Đela Cathedral wohne, höre ich eigentlich immer, wenn dort geprobt wird oder einer der vielen Gottesdienste stattfindet. So wache ich beispielsweise morgens um fünf nicht von meinem Wecker, sondern von der Musik aus der Kirche auf. Eine Kleinigkeit, die ich auch jetzt noch zu schätzen weiß. Hoffen wir, dass ich nicht irgendwann davon genervt bin. Bis dahin sollte aber noch einige Zeit ins Land gehen. Hoffentlich dauert es nicht so lange, bis ich mich mal wieder melde. Bleibt gesund!

Medunu

In diesem Blogeintrag werde ich ein wenig über meine Erfahrungen mit dem Essen hier in Ghana berichten. Da ich alleine in meiner Wohnung lebe, sind bei mir Zuhause noch nicht so viele einheimische Gerichte auf den Tisch gekommen. Besonders wenn es schnell gehen muss, wird es dann der Einfachheit halber ein Nudel- oder Reisgericht. Trotzdem habe ich schon durch das Essen an der Straße, in Restaurants, durch Einladungen oder Besuche bei meinem Mentor und seiner Familie einiges von der ghanaischen Küche probiert. Bis jetzt, so viel lässt sich sagen, bin ich noch nicht enttäuscht worden (gut, vielleicht mal von meiner ersten selbstgemachten Tomatensoße mal abgesehen. Mag sein, dass ich das eine Gewürz, wer weiß was das war, aus meinem Kühlschrank nicht hätte benutzen sollen). Sehr viel wird hier „fried rice“ mit Hähnchen gegessen. Dazu wird häufig dann Salat und eine Tomatensauce mit viel Pfeffer und Chili gereicht. Das geht einfach und schnell und wird daher auch viel an der Straße verkauft und bei Veranstaltungen als Lunch gereicht. Besonders gerne esse ich „Redred“ das ist ein Gericht aus Bohnen, die dann mit „fried plantane“, also frittierten Kochbananen zubereitet wird. Besonders lecker ist Fufu. Das ist ist ein fester Brei, der aus Maniok und einem kleinen Anteil Kochbananen zubereitet wird, in dem erst Maniok und Kochbananen gekocht werden und dann mit einem großen Mörser per Hand zu diesem Brei gestampft werden.
Es wird mit den unterschiedlichsten Soups serviert und drüber hinaus häufig als Beilage verwendet. Wichtig! Fufu wird nicht gekaut, sondern einfach ohne zu kauen, geschluckt. Das ist zugegebenermaßen etwas ungewohnt, wenn man es das erste Mal macht. Aber man gewöhnt sich auch genauso schnell daran.
Zum Frühstück esse ich immer Brot und Obst. Das Brot, dass es gibt lässt sich in zwei „Arten“ unterteilen. Da gibt es einmal „Teabread“ und zum anderen „Sugarbread“. Ich glaube der Unterschied besteht darin, dass bei dem Teabread die Kruste ein wenig härter ist, als bei dem Sugarbread. Das Obst ist immer sehr frisch und man schmeckt die Sonne, die es gesehen hat.
Auch sehr gerne esse ich „fried yam“. Yam ist geschmacklich vergleichbar, mit Kartoffeln. Genauso, wie die Kartoffel, kann man Yam nicht nur frittieren, sondern auch kochen oder in der Pfanne anbraten. Ist man unterwegs und bekommt Hunger, muss man sich nur umschauen und findet bestimmt etwas zu Essen, denn immer sind Männer und Frauen unterwegs, die das unterschiedlichste an Essen und kleinen Snacks verkaufen.
Als ich die ersten Tage in der Schule war, hat eine Lehrerin, die gerade ihr Essen ausgepackt hatte:“You are invited.“ Zunächst wusste ich nicht, was sie meinte. Doch schnell wurde mir klar, dass sie mich zum „Mitessen“ eigeladen hatte. Erst langsam ist mir klar geworden, dass das hier höflich ist. Wann immer man selbst etwas isst, lädt man Menschen um sich herum mit den Worten „You are invited“ oder auf Ewe „Medunu“ dazu ein, mit zu essen.

Außerdem…

Letzte Woche war in ganz Ho für alle Basic Schools eine Sportwoche. Also auch an meiner Schule. Als ich montags durch das Tor auf den Hof der E.P. Basic School Ho Heve gegangen bin, sind mir die ganzen Kids aufgefallen, die die unterschiedlichsten Sportarten ausübten. Das ging von Fußball über Volleyball bis hin zu Basketball. Da eigentlich sonst nur Freitags die Klassen Sportunterricht haben, habe ich eine Lehrerin gefragt, was die Kids da machen. Es ist eine Sportwoche, sagte sie. Am Donnerstag und Freitag würden wir uns mit drei anderen Schulen auf einem Sportplatz versammeln und in den unterschiedlichsten Disziplinen gegeneinander antreten. Der Anfang dieser Woche war also zum Üben der Sportarten gedacht. Ich habe also in dieser Woche wenig unterrichtet, sondern viel mehr beim Basketball zugeschaut, beim Volleyball mit angefeuert, die Lehrer unterstützt und viel mit Fußball gespielt. Am Donnerstagmorgen haben sich dann alle Lehrer und Schüler auf dem Sportplatz der Mauwli Senior Highschool versammelt. Ein DJ sorgte für die musikalische Untermalung. Heute waren die Leichtathleten dran. Es ging los mit den 2000m – Mädchen und den 5000m – Jungen. Sowohl die Mädels, als auch die Jungs haben sich größtenteils gut geschlagen und bis auf einen jungen Herrn, haben alle sicher das Ziel erreicht. Die Sonne war sehr stark, weshalb viel Wasser einfach nur zum Abspritzen der Sportlerinnen und Sportler genutzt wurde. Auf die Langstreckenläufe folgten die 800 und 400m Mädchen und Jungen. Bei den 400m Jungen gewann ein Junge aus der 8. Klasse meiner Schule. Das hat sowohl mich als auch alle anderen der Lehrer der Basic School Ho Heve gefreut! Bei den darauf folgenden 200m ist er nochmal gelaufen. Der arme Junge dachte ich. Das hätten mir meine Trainer damals beim Leichtathletik nicht geraten. Aber er lief so viel schneller als die anderen Jungs und gewann auch dieses Rennen. Meinen Respekt hat er dafür auf jeden Fall.
Am Freitagmorgen war das Wetter nicht so gut, sondern deutlich kühler. Gut für die Sportler. Gespannt verfolgte ich die Fußballspiele und Volleyballmatches. Die Mädels und Jungs haben sie alle echt angestrengt und ihr Bestes gegeben. Klar jedes Team wollte für seine Schule gewinnen. Sehr schön fand ich es zu sehen, wie die Lehrerinnen und Lehrer mit ihren kleinen Sportlern mitfieberten. Viele wollten oder konnten nicht still sitzen bleiben, sondern standen immer wieder auf, um vom Rand des Spielfeldes die Fußballerinnen und Fußballer anzufeuern und ihnen Tipps zuzurufen.

Gerade war die Fußballmannschaft der Jungen unter 15 meiner Schule an der Reihe und hatte leider beim Elfmeterschießen 6 zu 7 verloren, da fing es an, zu gewittern. Ich dachte noch, dass ich unter dem Zelt, das extra für die Lehrer aufgestellt worden war, damit sie vor der Sonne geschützt die Veranstaltung beobachten konnten, nicht nass werden würde. Tja falsch gedacht. Es konnte aber auch niemand damit rechnen, dass es so plötzlich so stark anfangen würde zu regnen. Nach zwei Minuten konnte das Zelt dem Regen nicht mehr standhalten. Mit allen anderen – Schülern, Lehrern und Helfern- habe ich mich unter einem Dachvorsprung untergestellt. Und darauf gewartet , dass der Regen aufhört. Einige Jungs sprangen auf der Wiese herum und warfen sich in die Pfützen. Ich muss zu geben, dass ich das auch ganz gerne mal gemacht hätte. Denn wann haben wir in Deutschland mal einen Regen, bei dem es so angenehm warm ist, dass man gerne raus möchte. Als der Regen eine halbe Stunde später aufhörte, waten alle mehr oder weniger klatschnass und durchgefroren und die weiteren Turniere wurden auf Samstag verschoben. Ich bin gespannt darauf, ob meine Schule noch ein paar Turniere gewinnen kann nach Hause gegangen.

Leben in Ho!

Ich hoffe, euch hat mein erster Blogeintrag zum Ankommen und den aller ersten Eindrücken gefallen! Wenn ich Interesse wecken konnte, kommt hier ein zweiter Blogeintrag!

In der letzten Woche hätte ich eigentlich schon in die Schule gehen müssen. Da aber die Lehrer streiken, wegen des neuen Lehrplans, der Bezahlung und auch der neuen Lehrmittel, fiel die Schule auch für mich aus. Trotzdem gab es keine Langeweile. Antonia, eine andere Freiwillige und ich haben angefangen aus Stoffresten, die bei ihrer „Hostaunt“ anfallen, eine Bettdecke, Sitzkissen und vor allem Jutebeutel zu nähen (hier werden nämlich sehr oft und gerne noch die altbekannten Plastiktüten verwendet).

Die Gottesdienste sind bunt und laut und voller Musik. Gesungen wird meist auf Ewe (eine der vielen Sprachen der Ghanaer, die in der Voltategion und in Togo besonders vertreten ist). Die Predigten gleichen in meinen Augen eher mehr der Rede eines vollkommen überzeugten Politikers, als den eher langsam und friedlich vorgetragenen Predigten in vielen deutschen Kirchen. Als ich mit meinem Mentor vorletzte Woche Sonntag in Worawora zum Thanksgiving war, war sogar der Politiker Kofi Adams eingeladen, der eine Rede in der Kirche hielt. Diese widmete er den jungen Menschen in der Kirche und zeigte seine volle Unterstützung, denn „the Youth is our future!“ Doch jeden Sonntag drei Stunden Gottesdienst auf Ewe ist mir persönlich dann doch etwas zu viel des Guten. Ich werde ab nächster Woche in den englischen Gottesdienst von 7:00-9:00 Uhr gehen.

Da gerade Regenzeit in Ghana ist, ist es tagsüber oft bedeckt und ich musste noch nicht so oft zur Sonnencremeflasche greifen. Warm ist es trotzdem. Zu Recht haben viele Ghanaer ein „hankie“ – ein handkerchief- mit dem man sich die Schweißtropfen aus dem Gesicht wischen kann. Nachts dagegen friere ich. Der dünne Stoff, der mir als Decke dient / dienen soll, reicht bei Weitem nicht aus und ich musste zu einer weiteren Kuscheldecke greifen. Wobei auch diese nicht zu vergleichen ist mit der Kuscheldecke, die in Oldenburg Stiekelkamp 20 auf die Rückkehr ihrer Besitzerin wartet. Aber so ist das halt. Wenn es tagsüber 35 Grad -gefühlte 40- hat, sind 25 Grad nachts einfach kalt.

Auf dem Markt war ich auch schon ein paar Mal. Allerdings noch nicht alleine. Das ist, glaube ich, auch besser so, denn man kann doch schnell den Überblick verlieren und nicht alles ist so vertrauenswürdig, wie es scheint. Dafür braucht man einfach Erfahrung, die ich nicht habe. Ich habe aber letzte Woche Mittwoch in Begleitung eines Freundes meinen ersten großen Einkauf getätigt. Weitere werden so bald wie möglich / nötig folgen!
Und…Ach, wie schön!! Ich habe es nicht gedacht, aber zu meinem Glück habe ich doch dieses Jahr nochmal einen Strand und das Meer gesehen. Mit Eric und weiteren Mitgliedern der EP Church bin ich diese Woche Mittwoch und Donnerstag zu einem Workshop an der Capecoast gewesen. Im Workshop wurde darüber referiert und diskutiert, wie die Kirche es schaffen kann, dass wieder mehr junge Menschen zur Kirche gehen. Ein Thema, das ich ich sehr interessant fand, da wir dieses „Phänomen“ ja in Deutschland auch kennen. Bei dem Workshop ist habe ich gesehen, wie die EP Church mit solchen Problemen umgeht.
Ich habe außerdem letzte Woche das erste Mal mit den Fingern gegessen. Für mich, als Linkshänderin, war es am seltsamsten, dass ich meine linke Hand nicht benutzen durfte. Und so einfach das klingt, mit Finger zu essen, so einfach ist es dann doch wieder nicht. Auch das restliche Essen, das ich bis jetzt probiert habe, ist, auch wenn es immer sehr scharf ist, sehr lecker. Es gibt viel „fried rice with chicken“ und „Red Red“, also beans mit fried plantane und Yam in den verschiedensten Varianten. Die Früchte sind super lecker und sehr verschieden – Ananas, Bananen, Kokosnüsse, Orangen (die haben übrigens eine grüne Schale!) und viele mehr.
Jeden Dienstag gehe ich jetzt mit meinem Mentor Eric und seiner Frau Fidelia zum Yoga. Ich mache dann eine Stunde Yoga und muss dabei immer an meine liebe Mama denken, die am selben Tag fast zur selben Zeit in Deutschland zu ihrem Yogakurs geht.

In meinem letzten Blogeintrag habe ich erwähnt, dass ich an meinem ersten Tag (gut es war wohl eher schon Nacht…) direkt nach Ho gefahren wurde. Dsbei habe uch versucht einige Muster und Regeln der ghanaischen Fahrweise zu verstehen. Bin dabei aufgrund verschiedener Umstände (wie Übermüdung, zu vieler neuer Eindrücke usw.) kläglich gescheitert. Mittlerweile habe ich doch schon so Einiges herausgefunden:
Jeder achtet auf den Anderen und alle fahren zügig. Wenn man überholt, kündigt man das mit Hupen an. Auch sonst wird viel und gerne gehupt, was mich ein bisschen an Italien erinnert. Überholt wird, besonders auf zweispurigen Straßen sowohl von links, als auch von rechts. Besonders muss man dabei auch auf die vielen Motorradfahrer achten, die überall versuchen, einen Weg an den stehenden oder langsam fahrenden Autos vorbei, zu finden. In vielen Ortschaften gibt es Straßensperren so genannte „Police Barriers“, an denen die durchfahrenden Autos kritisch beäugt und manchmal angehalten und kontrolliert werden.
Bei den längeren Fahrten in die „Northern Voltaregion“ und an die Cape Coast habe ich gelernt, dass man kein Schlagloch, mag es noch so klein sein, unterschätzen sollte. Das Auto sollte außerdem gut gefedert sein.
Besonders schön finde ich, dass hier jedes Auto so lange gefahren wird, bis es nicht mehr kann. Sich alle 2-4 Jahre ein neues Auto zu kaufen, steht hier gar nicht zur Debatte.

Miagadogoloo Deutschland und Lema Ghana!

Nach einer Woche, in der ich mich von vielen lieben Menschen verabschiedet habe, bin ich am 31.08. um 12:25 an Gate B53 abgeflogen. Mit einem kribbeligen Gefühl im Bauch und den Worten des KLM Piloten „Crew please take your seats“ habe ich wenig später Deutschland verlassen. In Amsterdam bin ich dann umgestiegen in eine Bowing 777, die direkt nach Accra flog. Für mich, die noch nie länger als zwei Stunden geflogen ist, war diese Bowing riesig. Jeder Fluggast hatte einen eigenen kleinen Fernseher! ( ich habe das genutzt und erstmal zwei Filme angeschaut) Als dann nach und nach Essen und Trinken verteilt wurden, wollte ich zuerst nichts nehmen. Denn wer weiß, vielleicht musste ich da im Nachhinein viel für bezahlen ( wer weiß, selbst die kleinste Waffel muss aber einer bestimmten Höhe schon ihren Preis haben). Zumindest dachte ich das. Aber tatsächlich waren neben dem eingeplanten Meal auch alle anderen Snacks im Preis enthalten. Ich bin pünktlich um 19:55 in Accra gelandet und auch die Passkontrolle lief gut. Als ich dann aber aus den Flughafen gekommen bin, wurde ich von all den vielen Eindrücken mitgerissen. Sofort kamen viele Menschen auf mich zu und haben mir ihre Hilfe angeboten. Ich lehnte ab, denn ich musste ja nur jemand finden, der mit einem Schild mit „Julia“ darauf auf mich wartete. Ja, ich habe mit Menschen mit Schildern und Namen darauf gerechnet. Aber niemals mit so vielen! Eric, meinen Mentor, habe ich dabei, obwohl ich in seine Richtung geschaut habe, einfach übersehen. Zum Glück hat er mich von dem Foto, das ich geschickt hatte, erkannt und kam auf mich zu. Immer noch überrumpelt von der Situation, konnte ich nicht mal mein vorbereitetes „Fie nami“ anbringen. Also folgte ich Eric zum Wagen und dann ging es los nach Ho!