Bäckerei Babalima (Bouba), Sokodé

Ich habe mich lange nicht mehr hier gemeldet, aber es fällt mir einfach sehr schwer all meine Erlebnisse und Gedanken in Worte zu fassen.

Also habe ich mir überlegt öfters kleine kurze Schnipsel aus meinem Leben in Kpalimé zu teilen. Das kommt jetzt frisch aus meiner Notizen App auf dem Handy. Es kann also vorkommen, dass sich ein paar Fehler einschleichen..

Dieses Mal möchte ich gerne eine kleine Story von unserer Reise durch Togo erzählen:

Anfang Januar haben Johanne und ich gemeinsam mit zwei weiteren deutschen Freiwilligen Joshua und Vanessa eine Reise nach Kara und Sokodé, zwei Städte im Norden Togos, unternommen.

Die Nacht vor unserer Rückreise nach Kpalimé haben wir in einem kleinen Hotel mit angeschlossener Bar und Bäckerei in Sokodé verbracht.

Bäckereien und Gebäck sind eher selten in den Teilen Togos, die ich bis jetzt besucht habe und mir fehlt deutsches Gebäck wirklich sehr. Deswegen habe ich mich umso mehr über Kuchen, Brioches und sogar Berliner (Krapfen, Pfannkuchen, …) gefreut.

Für unsere Abreise früh morgens war bereits alles organisiert. Wir waren mit Bustickets für den Bus um 6:00 Uhr ausgestattet und hatten uns zwei Motofahrer für den Weg zur Busstation besorgt. Unser Plan war es gegen 5:00 Uhr noch einmal die Bäckerei aufzusuchen um uns Proviant für die Reise zu kaufen. Mir kam es logisch vor, dass Bäckereien normalerweise sehr früh aufmachen, aber als wir um 5:00 Uhr auf dem Innenhof des Hotels standen, war noch alles dunkel. Wir trafen nur den Nachtwächter an, der gerade dabei war, die Pflanzen zu gießen. Er schickte uns zu seinem „Patron“, den wir auf der anderen Seite des Hofes fanden. Es stellte sich heraus, dass der „Patron“, Herr Bouba, der Besitzer des gleichnamigen Hotels und der Bäckerei war. Er führte uns durch seine Backstube von hinten in den Verkaufsraum und wir kauften zwei restliche Brioches. Als wir erzählten, dass wir Deutsche sind, schenkte Herr Bouba uns dazu einen ganzen Kuchen und zeigte uns seinen Meisterbrief. „Kennt ihr Mannheim? Da habe ich meinen Meister gemacht.“, sagte er auf deutsch. Johanne kommt aus Mannheim und kannte sogar die Bäckerei, in der Herr Bouba gearbeitet hat. Danach zeigte er uns sein Büro und sogar ein Bild, auf dem er Helmut Kohl die Hand schüttelt. Keine fünf Minuten später hatte er uns alle mit heißem Kakao versorgt. „Wie kommt ihr zur Busstation? Ich kann euch hinfahren!“, schlug er vor. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und saßen kurz darauf in seinem großen Geländewagen, der uns superschnell zum Bus fuhr. Wir verabschieden uns und stiegen in den Bus.

Dieses Erlebnis hat mir, wie so oft hier in Togo, gezeigt, dass unerwartete Zufälle und hilfsbereite Menschen sehr wertvoll sind und man nie scheuen sollte jemandem eine Freude zu machen. Ich kann dir die Bäckerei Babalima in Sokodé wärmstens empfehlen!

Ich hoffe dir hat dieser Eintrag gefallen.

Bis zum nächsten Mal!

Kakao aus der Bäckerei Bouba
Die große Moschee in Sokodé
Mit Motos auf Hotelsuche

Mein erstes Lebenszeichen aus Togo…

Mittlerweile sind Johanne und ich schon über anderthalb Monate in Kpalimé, und ich habe mich immer noch nicht gemeldet. Irgendwie habe ich hier sehr viel Zeit und gleichzeitig gar keine, weil ich mich immer noch einlebe und viele Erlebnisse erstmal verarbeiten muss.

Ich werde mich in diesem und den nächsten Blogposts nicht damit aufhalten, dir alles zu schildern, was ich die letzten sechs Wochen erlebt habe. Sonst würde ich wohl noch im übernächsten Jahr rückblickende Blogposts schreiben. Glücklicherweise hat Johanne Vieles aus den ersten Wochen festgehalten. Unter diesem Link kannst du auf ihrer Blogseite mehr über unsere Ankunft, unsere Wohnung und unser Umfeld lesen: https://norddeutschemission.blog/category/freiwillige/johanne-in-togo/

Eigentlich wollte ich in diesem Blogpost einen typischen Tag von mir in Kpalimé schildern, aber bis jetzt sieht jeder Tag anders aus. Die meisten Menschen, die ich hier kennengelernt habe, planen nicht weit in die Zukunft und leben spontan in den Tag oder die Woche hinein. Das ist mir hier schon in sehr vielen Situationen aufgefallen. Eigentlich ist es ganz schön von meinem durchstrukturierten Alltag in Deutschland wegzukommen, und eine eher entschleunigte Seite des Lebens kennenzulernen und zu genießen (wahrscheinlich habe ich so eine Entschleunigung das nächste Mal erst wieder zur Rente…).

Ein Beispiel: Mittagessen im Internat des Collèges.

Das Internat der Schule beherbergt dieses Jahr acht Jungen und zwei Mädchen, die gemeinsam mit den anderen Schüler*innen das Collège protestant besuchen. Dreimal am Tag wird den sogenannten „Internes“ Essen von zwei Köchinnen gekocht. Zum Essen wird immer mit einer Glocke gerufen, die Johanne und ich natürlich auch immer hören, während wir in unserer eigenen Küche beim Kochen verzweifeln (das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber es erfordert schon viel Kreativität und Arbeit, jeden Tag mindestens einmal zu kochen, vor allem wenn man ganz andere Zutaten als in Deutschland zur Verfügung hat…).

Durch die Glocke sind wir auf die Idee gekommen, vielleicht auch irgendwann einmal (oder mehrmals) im Internat zu essen und haben direkt den Direktor, Claude, gefragt. Zum Thema Spontanität: Am nächsten Tag um 12 Uhr klopft es an unserer Tür. Johanne und ich haben vor einer Stunde, wie jeden Samstag, einen Berg Pfannkuchen gefrühstückt. Ich öffne und der Direktor steht vor uns. „Ihr könnt rüberkommen ins Internat und Fufu essen.“ „Jetzt?“ – „Ja, jetzt sofort.“

Also finden wir uns circa eine Stunde nach unserem ausgiebigen Frühstück im Internat wieder und essen gemeinsam mit den Internat-Jungs einen riesigen Berg Fufu (traditionelles Gericht aus Yams oder Maniok), mit dem besonders Johanne, wegen ihres vollen Magens, zu kämpfen hat. Es war natürlich superlecker und auch echt spannend bei der Vorbereitung des Gerichts zuzuschauen. Trotzdem wäre es sicher schlauer gewesen, vorher nichts zu essen… Solche spontanen Aktionen erleben wir hier eigentlich fast täglich, was uns immer wieder in die verrücktesten Situationen bringt.

Ganz ohne Regelmäßigkeiten geht es aber dann doch nicht. Mindestens zweimal die Woche gehen Johanne und ich zum Markt. Mir ist aufgefallen, dass die meisten Menschen hier fast täglich zum Markt gehen und dann nur kleinere Mengen an Gemüse und Zutaten kaufen, die am selben Tag noch verwendet werden. Aber irgendwie ist es schwer, sich mit der deutschen Einmal-die-Woche-Großeinkauf-Mentalität daran anzupassen. Besonders wenn der Markt ein bisschen weiter vom Collège entfernt liegt und man nicht unbedingt motiviert ist jeden Tag 30 Minuten bei praller Sonne und 30 Grad zum Markt hin und 30 Minuten mit schweren Einkäufen wieder zurückzulaufen. Dank unseres tollen Kühlschranks können wir uns die tägliche Marktodyssee sparen.

Natürlich gibt es noch die Motorradtaxis, die hier überall die Straßen bevölkern und den Zeit- und Kraftaufwand erheblich reduzieren. Eine Moto-Taxifahrt sieht ungefähr so aus: Johanne und ich stellen uns vor das Tor des Collèges, das direkt auf die Straße rausgeht. Dann wird man eigentlich auch schon von mindestens drei vorbeifahrenden Taxis angehupt. Das Hupen bedeutet übersetzt nicht „Aus dem Weg!“ wie in Deutschland, sondern eher „Willst du mitfahren?“. Aber irgendwie mag ich es nicht gerufen zu werden und suche mir meinen Taxifahrer lieber selbst aus, indem ich das Taxi heranwinke. Der ganze Prozess dauert maximal drei Minuten, weil wirklich alle zehn Sekunden ein Taxi vorbeifährt. Manchmal denke ich, dass die Hälfte aller Männer in Kpalimé als Moto-Taxifahrer arbeitet, obwohl das natürlich nicht stimmt.

Nach der Auswahl nennt man das Ziel, wie zum Beispiel „Au marché!“ („Zum Markt“) und fragt am besten VORHER nach dem Preis, denn nach der Fahrt kann man nicht mehr verhandeln und der Fahrer kann eigentlich jeden Preis verlangen. Den Fehler haben wir leider schon einige Male gemacht… Eine Fahrt vom Collège zum Markt kostet normalerweise 300 CFA (umgerechnet ca. 45 Cent) für zwei Passagiere auf einem Moto. Am Anfang haben Johanne und ich immer zwei eigene Motos genommen, da mussten wir natürlich mehr zahlen. Mittlerweile sitzen wir eigentlich immer zu zweit hinten drauf. Und nachdem wir schon Familien mit vier Personen, Tischtransporte und Leitern auf einem Motorrad gesehen haben, machen wir uns wegen der Sicherheit auch weniger Sorgen. Trotzdem ist es am Anfang noch ungewohnt ohne Helm zu zweit hinten auf einem Motorrad mit 50 Kilometern pro Stunde durch volle Straßen zu fahren. Trotzdem macht das Moto Fahren echt Spaß und ich verstehe gar nicht, warum es solche Taxis nicht in Deutschland gibt. Die sind echt superschnell und sehr praktisch, wenn die Straße mal ein bisschen zu uneben für Autos ist.

Außer den Markteinkäufen geben Johanne und ich regelmäßig Deutschunterricht. Das machen wir eigentlich immer nachmittags.

Weil wir die ersten Freiwilligen am Collège protestant seit sieben Jahren sind, wissen der Direktor Claude und die Lehrer nicht so wirklich, was unsere Aufgabe und Arbeit hier ist. Eigentlich sollten wir in ungefähr acht Stunden in der Woche vormittags den Schüler*innen aller Klassenstufen in ihren Freistunden ein bisschen Deutschunterricht geben. Das wusste hier anscheinend niemand, oder es wurde missverstanden. Deswegen haben Johanne und ich nachmittags mit Hilfe von interessierten Schüler*innen und zwei Lehrern einen zusätzlichen Deutschunterricht organisiert, damit wir überhaupt unsere Aufgabe erfüllen und den Menschen vor Ort gleichzeitig auch etwas von unserer Sprache zeigen können. Kinder sowie Lehrer*innen sind hier total interessiert an der deutschen Sprache, was Johanne und ich erst gar nicht so richtig verstehen konnten. Ein Schüler hat uns nach einer Unterrichtsstunde sogar um Hausaufgaben in Deutsch gebeten. Zusatzaufgaben? Das wäre an meiner Schule in Karlsruhe ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Der Deutschunterricht ist eigentlich immer eine echt lustige Sache. Die Schüler*innen lernen momentan ganz einfache Sätze, wie „Wie heißt du?“ oder „Wie alt bist du?“. Manchmal muss ich mich zusammenreißen, dass ich keinen Lachflash bekomme, weil die Aussprache teilweise so absurd ist. Ganz schwer ist zum Beispiel „eu“ und der Unterschied zwischen der Aussprache von „ei“ und „ie“. Am beliebtesten ist das Spiel „Galgenmännchen“ mit deutschen Wörtern. Mein persönliches Lieblingsspiel ist, wenn ich an der Tafel TicTacToe gegen verschiedene Schüler*innen spiele und jedes einzelne Mal gewinne, weil sie den Gewinnertrick nicht kennen (das hat leider nur wenig mit Deutsch zu tun…).

Vormittags ist das mit unserer Arbeit also momentan noch ein bisschen schwammig. Aber wir haben uns schon überlegt eventuell im Kindergarten oder in dem Frauenbildungszentrum der Kirche hier in Kpalimé mitzuarbeiten und so unsere Aufgabe ein bisschen umzuorientieren.

Ich könnte gerade noch so viel mehr von hier erzählen, aber ich bekomme langsam Hunger. Heute Mittag stehen Burger mit Karotten-Kohl Bratlingen auf dem Speiseplan (wahrscheinlich eine reduzierte Version, weil wir nicht alle Zutaten finden konnten). Mal schauen, ob wir das hinbekommen.

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Post einen besseren Einblick in mein Leben hier geben. Ich freue mich immer über Fragen und Feedback von dir! Wenn dich konkrete Themen genauer interessieren, über die ich hier schreiben könnte, schreib mir einen Kommentar und ich nehme das Thema in den nächsten Posts gerne auf.

Bis zum nächsten Mal!

Rosa

P.S.: Die Karotten-Kohl Bratlinge waren der Burner!!! Sehr empfehlenswert.

Vorbereitungen für die Ausreise

Herzlich willkommen zu meinem ersten Blog Post!

In elf Tagen ist der Abflug nach Togo. Zusammen mit Johanne fliege ich am 5. September von Frankfurt über Brüssel und Accra nach Lomé (Hauptstadt von Togo). Der Countdown läuft also und ich muss noch sehr viel vorbereiten. Man vergisst schnell, wie viel man eigentlich machen muss, bevor man für zwölf Monate in ein anderes Land reist.

Was brauche ich alles? Was ist zuviel und unnötig? Wie sieht es vor Ort aus? Was kann ich mitbringen?

Das sind so ungefähr die Fragen, die momentan in meinem Kopf herumschwirren. Mir fehlen noch zwei Impfungen, ich muss meine Reiseapotheke aufstocken, viel Sonnencreme kaufen und noch einiges mehr. Dabei gehen der Abschied und das Ausziehen von Zuhause fast unter. Dazu kommt auf der anderen Seite die langsam, aber stetig steigende Aufregung und Freude… Jetzt weißt du ungefähr, wie es in mir aussieht und ich hoffe, der Berg an Vorbereitungsaufgaben wird ab jetzt täglich kleiner.

Hoffentlich hat dir mein kleines Update gefallen. Ich melde mich wahrscheinlich erst wieder, wenn ich schon in Togo bin.

Ich freue mich darauf!

Rosa 🙂