Afrikanischer Gottesdienst und Essen

(veröffentlicht für Precious Dogbatse)

Mittlerweile habe ich ein halbes Jahr als Freiwilliger in der Evangelisch-Reformierten Gemeinde in Lingen verbracht und hatte die Gelegenheit genau zu beobachten, wie dort die Gottesdienste gestaltet werden. In dieser Zeit ist mir bewusst geworden, wie bereichernd es für die Gemeinde sein könnte, einen ghanaischen Gottesdienst zu feiern.

Schon von Beginn an war es mir sehr wichtig, zum kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Ghana beizutragen und diese Ansicht teilte auch der Kirchenrat der Gemeinde. So ermöglichte mir der Kirchenrat dann ein paar Monate nach meiner Ankunft, einen ghanaischen Gottesdienst zu planen, der nach der Ordnung der Evangelical Presbyterian Church, Ghana, ablaufen würde, die eine Partnerkirche der Norddeutschen Mission ist. Zuerst habe ich nur daran gedacht, den Gottesdienst aus der Sicht meiner Kirche in Ghana zu betrachten, doch bald wurde mir bewusst, wie wichtig es nicht nur Ghana, sondern ganz Afrika in Betracht zu ziehen, da es in Lingen eine doch größere afrikanische Community gibt.

Mir ist aufgefallen, dass die meisten Afrikaner in Lingen nicht zu den Sonntagsgottesdiensten kommen. Also beschloss ich mit Afrikanern hier vor Ort in Kontakt zu treten, um den Traum eines gemeinsamen afrikanischen Gottesdienstes wahr werden zu lassen. Ich wandte mich an einige Afrikaner, teilte die Ansicht mit und wir beschlossen, eine WhatsApp-Gruppe zu gründen, in der wir auf etwa 25 Mitglieder anwuchsen.

Es war eine ziemlich herausfordernde Aufgabe, doch es hat mir auch große Freude bereitet, all diese Individuen zusammenzubringen, wenn man bedenkt, dass es auf dem afrikanischen Kontinent ganz unterschiedliche Kulturen, Herrschaftsformen, Glaubenskonzepte und Doktrinen gibt.

Da jeder und jede Einzelne zeitlich unterschiedlich eingebunden und außerdem unterschiedlich motiviert war, sich persönlich zu  engagieren, war es durchaus herausfordernd die afrikanischen Kollegen zu einer Gruppe zusammenzustellen. Des Weiteren stellte die verlässliche Einbindung von Musikern eine Herausforderung dar. Wir hatten die nötige Unterstützung, die wir brauchten, aber es war nicht einfach. Es war das erste Mal, dass so ein Gottesdienst in der Lingener reformierten Gemeinde organisiert wurde. Auch der Dominanzeifer einiger Mitglieder stellte viele Herausforderungen dar.

Wir hatten Personen mit Staatsbürgerschaft aus Nigeria, Tansania, Kamerun, Ruanda, Simbabwe, Liberia, dem Tschad, Guinea und natürlich ich aus Ghana. Zwar nicht in der Vorbereitung, aber beim Gottesdienst selbst, hatten wir Unterstützung von einem Klavierspieler aus Indonesien, der seine Sache sehr gut machte.

Um die Integration zu erleichtern, luden uns die Jugendlichen der Gemeinde zu einem Filmabend ein, woran einige teilnehmen konnten.

Wir lernten, wurden erfahrener und schließlich siegte Gott. Der 14. Januar 2024 war ein guter Start ins neue Jahr. Es war unvergesslich, wir haben getanzt, Lieder gesungen, neue Freunde kennengelernt und es gab Integration. Es war keine konzertartige Form des Gottesdienstes, sondern jeder nahm auf die eine oder andere Weise teil.

Selbstverständlich waren auch Mitglieder der ev.ref. Gemeinde Teil des Gottesdienstes, so dass nicht nur Menschen aus Afrika den Gottesdienst gestaltet haben. Es kamen Freunde von Freunden und Familien von nah und fern, um das Programm zu ehren. Die Teilnehmer reisten aus Leer, Oldenburg, Lünne, Lohne, Salzbergen, Solingen, Dortmund, Osnabrück, Meppen und vielen anderen Orten an.

Während des Programms hatten wir Aktivitäten, die das Singen von Kirchenliedern, Anbetungs- und Lobpreislieder auf afrikanischen Sprachen, Tanzen von Choreografien, Rezitationen von Bibelversen, Lesen von Schriften und Predigen umfassten. Es war in der Tat unvergesslich. Wir beteten auch in unseren Sprachen zu Gott. Auf Deutsch, Englisch, Französisch, Yoruba, Kinyarwanda und Ewe.

Es waren auch Deutsche dort, die für einige Jahre in  Afrika, vor allem Ghana, gelebt hatten. Gerade für diese Menschen, war der Gottesdienst wie eine Zeitreise in vergangene Jahre und die Freude war so groß, dass sie gerne davon berichteten.

Natürlich gab es auch etwas zu essen. Wir bereiteten afrikanische Gerichte wie Jollof, Yamswurzelbrei (mportormportorm), Chips, Donut, Gemüse und einen Apfelkuchen zu, der zwar kein einheimisches afrikanisches Gericht ist, aber von meiner ehemaligen Gastmutter beigesteuert wurde. Wir haben auch Vegetarier und Veganer berücksichtigt, die ebenfalls an dem Programm teilgenommen haben.

Es war in der Tat ein schöner Moment. Vor allem die Unterstützung durch die Kirche und ihre Mitglieder. Sowohl finanziell, materiell, zeitlich als auch personell. Wir sind allen dankbar. Wir beten für mehr Möglichkeiten, den kulturellen Austausch und die Integration zu verbessern.

Wir glauben auch, dass die nächste Gelegenheit interessanter und einfacher sein wird und natürlich mehr Begegnung mit Gott.

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