Die Weihnachtszeit hat doch immer etwas magisches an sich. Die Straßen sind geschmückt, zu Hause wird es heimelig und es duftet nach Zimt, Glühwein, Spekulatius und vielem mehr – Weihnachten eben.
Meine Weihnachten sahen bisher immer sehr ähnlich aus: Tannenbaum im Wohnzimmer, viele verschiedene Variationen von Plätzchen, Adventskalender, Adventskranz, Weihnachtsmarkt Besuche mit Glühwein und -ganz wichtig- Familie. Kommt euch diese Aufzählung der Weihnachtsbräuche vielleicht auch so vertraut vor?
Ich kenne es so, dass für viele in Deutschland das Weihnachtsfest und die Adventszeit davor eine wichtige Angelegenheit darstellen, und teilweise so ein Tamtam darum gemacht wird, dass dadurch sogar diese schöne Zeit zu einem Stressfaktor wird. Selbst die deutschen Kirchen sind zu Weihnachten auf einmal überfüllt! Naja, ihr wisst wahrscheinlich wie Weihnachten in Deutschland aussieht.
Ich möchte euch jetzt ein bisschen über meine Weihnachten in Togo erzählen.
Wir wurden schon früh darauf vorbereitet, dass Weihnachten in Togo anders sein würde. Sowohl unsere Vorfreiwilligen, als auch die Togolesen mit denen wir dann Vorort redeten, wollten uns wohl schon so früh wie möglich auf den Boden der Tatsachen ziehen. So wurde uns gesagt: „Weihnachten ist hier nicht so ne große Sache, sondern eher das Fest für Kinder. Silvester ist viel cooler!“
Und so in der Art war es dann auch: Wenn man nicht genau darauf geachtete hätte, und bemerkt hätte, dass beispielsweise die Kinder Weihnachtslieder in der Schule sangen, hätte man sonst in Kpalimé nicht wirklich mitbekommen, dass es Weihnachten war. Insofern wussten wir, dass wir es selber in der Hand hatten, unser erstes Weihnachten von zu Hause entfernt so schön wie möglich zu gestalten.
Dazu kam, dass das Weihnachts-feeling nochmal schwieriger zu empfinden war, während draußen täglich die Sonne schien und die Bäume grünes Laub trugen. Es war „harmattan“ Zeit (Trockenzeit), und das letzte Mal geregnet hatte es Anfang Dezember. Die Tage wurden immer heißer; Mittags bis 35 Grad, während die Nächte immer kühler wurden; bis mind. 20 Grad. Unsere Kreativität war also gefragt.
(Allerdings muss man erwähnen, dass wir das große Glück hatten, Ende November eine Besucherin der NM aus Deutschland in Empfang nehmen zu dürfen. Sie hatte freundlicher Weise zwei Pakete von Rosas und meiner Familie mitgebracht. Darin waren so einige Überraschungen, die uns halfen unser deutsches Weihnachtsfest nach Togo zu bringen. Somit ist es also nicht nur unser Verdienst gewesen, und wir bedanken uns nochmal ganz herzlich bei den Weihnachtswichteln aus Deutschland und für die Übermittlerin!)
Was wir also taten war folgendes:
- Dekoration: Deko an den Wänden kann wirklich viel bewirken! In unserer Wohnung hatte das von Anfang an ein bisschen gefehlt. Zu Weihnachten wollten wir nicht auf weiße Wände schauen. So bastelten wir uns aus Papier Sterne in verschiedenen Arten/Größen und hingen sie auf. Rosa schuf aus Eierkartonresten kleine Weihnachtsbäume, die wir auf einem Schrank platzierten. Ich währenddessen zeichnete die Weihnachtsgeschichte auf Papier, auf Nachfrage der Kindergärtnerin um sie im Kindergarten aufzuhängen.

- Weihnachtsbaum: Tannen, wie ich sie aus dem deutschen Forst kenne, gibt es in Togo nicht. Da hätten wir eher eine Weihnachtspalme schmücken können. Doch einen Baum fällen wollten wir dann doch nicht. So kauften wir ein Pagne (Ein Stoffstück, aus dem man sich hier eigentlich Kleidung schneidern lässt) mit einem- farblich passenden- dunkelgrünen und roten Muster, und schnitten uns daraus einen „Tannenbaum“ den wir dann an die Wand hangen.
- Adventskranz: Wir hatten ein bisschen Kerzen Mangel. Also klapperten Rosa und ich die Marktstände ab, in der Hoffnung neue Kerzen zu kaufen. Dabei war uns Art, Form, Farbe relativ egal, doch trotzdem fanden wir keine. So blieb uns die eine Haushaltskerze, die ich von zu Hause mitgebracht hatte und wir wurden wieder kreativ. Mit Kuli schrieb ich Zahlen 1-4 auf die Kerze und wir machten aus „Adventskranz“ eine „Advemtskerze“ (die ist sowie so gerade voll in Vogue).
- Glühwein: Nun, wir hatten ja unsere tollen Pakete aus Deutschland, und die Weihnachtswichtel dort hatten an so einiges gedacht. Sämtliche Tütchen Bratapfeltee und Glühwein Gewürz schafften nicht nur, dass wir den winterlichen Geschmack bekamen nach dem wir uns so sehnten, sondern auch, dass unsere Wohnung nach alle dem roch!
- Plätzchen: Das war irgendwie schwieriger als ich es gedacht hatte, denn Butter ist hier ein teures Luxus Gut. Und Margarine ist auch nicht das billigste. Wir hatten ein Butterplätzchenteig Rezept gefunden mit dem wir gut arbeiten konnten. Mehl- Zucker- Vanillezucker (von zu Hause schon vorausschauend mitgebracht)-und vieel Margarine.

Ich hatte auch schon ein paar Plätzchenausstecher aus Deutschland mitgebracht. Zum Glück hatten wir einen Ofen! Zwar kann der nur an oder aus… aber es klappte eigentlich immer ganz gut wenn man alle 10 min mal reinschaute. Wir wurden zu einer richtigen Weihnachtsbäckerei und nutzten es aus selbst gebackene „biscuits allemand“ Lehrern und Freunden mitzubringen. Die kamen meistens sehr gut an.
- Weihnachtslieder: Das war ein riesen Spaß! Wir fingen schon früh damit an Weihnachtslieder mit unseren jüngeren SchülerInnen einzustudieren. Die freuten sich immer sehr darüber. Von „Alle Jahre wieder“, über „Kling Glöckchen“ bis hinzu „Stille Nacht“ hatten wir dann irgendwann vieles mit unseren Sechst- und SiebtklässlerInnen einstudiert. Schön war auch zu merken, dass es manche Lieder wie bspw. „Stille Nacht“ auch auf Ewe gibt- So lernten wir gleichzeitig den Text auf Ewe und es wurde zu einem fairen Austausch.
Ihr seht; wir hatten unser Weihnachten aus Deutschland einfach nach Togo mitgebracht.

Heiligabend selber war auch hier Gottesdienst, nur war dieser nicht auffällig voller als andere Gottesdienste. Und man merkte schon ein wenig, dass es vor allem die Kinder waren, für die dieses Fest gestaltet wurde. (Wie in Deutschland ja im Grunde genommen auch.) So war die Kirche mit bunten Lichterketten geschmückt und ein wunderschöner Tannenbaum aus Plastik stand neben dem Altar und wurde zu einer beliebten Fotokulisse nach dem Gottesdienst. Auch das Krippenspiel wurde von ein paar Kindern auf Ewe vorgespielt. Danach wurde vor der Kirche noch musiziert und um ein großes Lagerfeuer getanzt.
So erlebte ich also meine erste Weihnacht weg von zu Hause und Familie: Anders und doch so ähnlich. Wir hatten ein tolles Fest und waren nur zu stolz auf uns selber, wie wir es uns gestaltet hatten, so dass wir uns beide wohl fühlten.

