Viel zu früh klingelte der Wecker uns gegen 5.30 Uhr aus dem Bett, sodass wir halb schlafwandernd gegen 6.30 Uhr mit unserem Fahrer Timothy abfuhren. Als wir kurze Zeit später auf unserer Fahrt noch Victoria, Wisdom, Ezekiel und Henry einsammelten, war unsere Truppe komplett und die mehrstündige Reise zu Elmina, der größten ehemaligen Sklavenburg Westafrikas, konnte losgehen. Bevor wir das Meer und die brechenden Wellen entlang der Küste sehen konnten, hatte der salzige Duft im wohltuendem Wind uns schon vorher erreicht. Im lebendigen Hafen von Elmina reihten sich entlang der Anleger unzählige Holzboote mit bunten Fahnen, sodass es schien, als ob die gesamte Stadt fischen würde. Die Boote kamen und fuhren wieder und alles erinnerte an ein großes reales Wimmelbild, in dem Menschen ihre Waren anboten, Essen zubereiteten und Fußball am Strand spielten. Während der Führung durch das heutige UNESCO-Kulturerbe wurden uns Einblicke in das düstere Kapitel der Sklavengeschichte ermöglicht. Die von den Portugiesen erbaute Festung wurde im 15. Jahrhundert errichtet und erhielt von ihnen den Namen „Goldmiene“. Die Burg schien trotz der vergangenen 500 Jahre noch sehr gut erhalten, sodass wir Sklavenkerker, Todeszellen, Kanonen und die Räumlichkeiten der Admirale besichtigen konnten. Der Besuch der Orte in Verbindung mit der Geschichte war für uns alle auf der einen Seite spannend, aber auch sehr bedrückend. Trotz der räumlichen Nähe bleibt es für uns schwer vorstellbar, was vor so vielen Jahren hier vorgefallen ist. Von unseren Gastgebern erfuhren wir, dass die Menschen in der Hafenstadt noch eine Sprache sprechen, die Spuren aus der Sklavenzeit enthält. Da Wörter aus anderen Sprachen, wie dem Portugiesischem, in die Sprache der Bewohner von Elmina integriert wurden. Bevor wir uns auf den langen Rückweg machten, haben wir uns in einem Restaurant mit Blick auf den Atlantik stärken können. Im Tro-Tro ging es dann wieder zurück nach Accra. Doch das Tro-Tro ist nicht einfach ein Kleinbus, sondern auch heute wieder ein idealer Ort für sehr interessante Gespräche über die mögliche Zukunft von Ghana und Deutschland und den eigenen Sorgen und Wünschen. Zudem hat Andreas eine Einführung in deutsche Zungenbrecher und weiteren Blödsinn gegeben, sodass wir das A1-Level sicherlich alle schon erreicht haben. Auch wenn die Fahrten immer lustig sind, waren wir dann doch froh unsere Beine am Hotel wieder ausstrecken zu können. Den Abend haben wir bei Bananenchips, Tiger-Nuts (Wurzeln von Sauergräsern) und Club-Bier gemütlich auf unserer Dachterrasse ausklingen lassen.
Jules und Saskia