Emotionaler Abschied

Vor wenigen Stunden lachten wir noch zusammen, gaben uns lange Umarmungen und noch viel längere Beteuerungen, dass wir uns unbedingt wiedersehen und den Kontakt halten werden. Segenswünsche wurden uns mitgegeben, Adressen ausgetauscht und eine gute Heimreise gewünscht. Unsere Verabschiedung war herzlich und emotional. Ich war überrascht, dass sich die Beziehung zu unseren Brüdern und Schwestern so schnell aufgebaut hatte und mir der Abschied schwer fiel – sonst bin ich was Abschiede nach Austauschprogrammen angeht eher nüchtern. Dieses Mal hingegen freue ich mich enorm den Kontakt zu halten. Das darf schon was heißen.

Den Tag begannen wir mit einem Gottesdienst in der Universität, welcher die Studierenden nach den Semesterferien willkommen hieß und gleichzeitig unsere Reisegruppe verabschiedete. Wir durften einer spannende Mischung aus Ausgelassenheit und Ernsthaftigkeit beiwohnen. Eine Band spielte Musik, ein Chor mit Frontsänger gab mit viel Freude und Energie Lieder zum Besten und die Studierenden begannen zu tanzen. Wir wippten mit, klatschten zum Beat und als eine Truppe ausgelassener Tänzer unsere Bankreihen erreichte, ließen wir uns mitreißen. Wir tanzten durch die Kirche, singend, klatschend, tanzend, lachend. Durch die Kirchgänge, mal in Reihen hintereinander, mal als Pulk und auch durcheinander. Arme wedelten durch die Luft, dann plötzlich gab es einen Kreis, plötzlich hockten sich alle hin und sprangen von dort gemeinsam wieder hoch. Unsere Pastorin Dr. Bridget Ben-Naimah wurde von allen anwesenden wie ein Popstar bejubelt als sie nach vorne zum Rednerpult trat. Sie war es, die unsere Konsultation und auch den Austausch von Beginn an begleitete. Die Predigt des Pastors hingegen war eher lang, ernst und an die Moral der Studierenden appellierend. Zuvor gab es zahlreiche Begrüßungen.

Es folgte die Kollekte, bei der sieben Körbe präsentiert wurden. Jeder Korb war mit einem Wochentag beschriftet. Und jeder Korb wurde auf Brusthöhle von einer Person gehalten. Je nach dem an welchem Wochentag man geboren ist, tritt man aus der Bank nach vorne und wirft seine Spende in den jeweiligen Korb. Die erzielte Summe wird gegen Ende des Gottesdienstes verkündet. Gestaffelt. Man beginnt mit dem Verlierer: Mittwoch und arbeitet sich dann nach oben. Trotz dieser Vorgehensweise geht das ganze total freudig vonstatten. In unserem ersten Gottesdienst sind wir in Reihen sogar nach vorne zur Kollekte getanzt, haben gesungen und gelacht. Es folgte eine einstudierte Tanzeinlage zweier junger Frauen. Für Ihre Hip Hop Nummer – da wo normalerweise der Altar steht – wurde das Rednerpult kurzerhand zur Seite geschoben. Die Band spielte, der Chor gab Lieder zum besten, die Kirchengäste jubelten und tanzten, murmelten laut Gebete wenn die entsprechende

Zeit dafür war und uns wurden Geschenke zum Abschied überreicht. Eine reiche Erfahrung.

Von unseren Freunden wurden wir über den Campus von Accras Universität geführt, der größten Universität Westafrikas. Diesen Namen hat sie auch wahrhaftig verdient. Das Gelände ist unheimlich weitläufig und zeichnet sich aus durch moderne Gebäude und unheimlich viel grün zwischendrin. Neben den hübschen und schön gestalteten Universitätsgebäuden und Unterkünften gibt es einen kleinen Markt, eine Feuerwehrstation, ein modernes Universitätsklinikum, Sportplätze und einen botanischen Garten. Ich war noch nie in meinem Leben auf einem so großen Campus und war sehr beeindruckt.

Der krönende Abschluss unseres Aufenthaltes in Ghana war der Besuch eines Marktes, wo allerlei Kunsthandwerk wie Schmuck, Holzfiguren, geschnitzte Masken, Kleidung und Gemälde von freundlichen Verkäuferinnen und Verkäufern angeboten wurde. Die meisten von uns entdecken dort den einen oder anderen Schatz, ein Mitbringsel oder Geschenk. Mit gutem Essen gestärkt und randvoll mit guten Erinnerungen machten wir uns auf dem Weg zum Flughafen.

Eleonora

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