Sprache – Kirche – Austausch (DEUTSCH)

Moin,

So, der erste Monat in Ho ist um, kaum zu glauben! Maite und ich sind gut angekommen und haben uns schon gut eingelebt.

Abgesehen von der ersten Woche war ich jetzt in meiner Haupteinsatzstelle, der E. P. Kekeli International School. Das ist eine Privatschule mit ca. 150 Schülern und 12 Lehrern. Die Kinder sind im Alter von 1-15 Jahren, das finde ich schon eine echt krasse Spanne. Die Schule ist in drei Departments unterteilt: Dem Nursery and Kindergarten Department (1-5 Jahre), Dem Basic School Department (6- 12 Jahre) und dem Junior High School Department (13-15 Jahre). Es gibt für jeden Jahrgang eine Klasse, bis auf die letzten drei Jahre (das ist dann das Junior High School Department), die werden zusammen unterrichtet.

Bis jetzt habe ich noch keine Aufgabe, da die Schüler viele Arbeiten geschrieben haben und ich da nicht richtig unterstützen konnte. Ich soll aber nach den Ferien anfangen, allen Jahrgängen ein wenig Deutsch beizubringen. Aber auch jetzt schon kommen viele Kinder in den Pausen zu mir, fragen mich, wie man sich auf Deutsch begrüßt, zeigen auf Gegenstände und wollen wissen, wie die auf Deutsch genannt werden und wollen deutsche Lieder lernen.

Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, wie ich mich damit fühle. Einerseits finde ich es cool, dass die Kinder an der Schule so neugierig und interessiert sind, andererseits habe ich immer noch im Kopf, ob das nicht wieder die kolonialen Strukturen verstärkt.

Wenn das nämlich so weitergeht, können die Schüler am Ende des Jahres besser Deutsch, als dass ich Ewe, die lokale Sprache, sprechen kann. Bis jetzt bekommen wir noch keinen richtigen Sprachunterricht, wollen aber unbedingt welchen haben. Meine Bruchstücke reichen gerade dazu aus, mich vorzustellen, auf „Wie geht’s“ zu antworten und zu verstehen, wenn jemand über uns redet, dann sagen viele nämlich „yevo“ was der/die Weiße heißt. Meine Ewe-Kenntnisse sind auf jeden Fall etwas, woran ich arbeiten möchte, obwohl Amma, unsere ghanaische Mitbewohnerin, meint, dass wir durch das Jahr auch gut kommen würden, ohne je ein Wort Ewe zu sprechen.

Was hier auch sehr zentral zu sein scheint, ist der Glaube, also das Christentum. Amma meinte mal zu mir, als ich sie gefragt habe, ob sie hier auch feiern gehen: „The economy is so bad, so either you go out partying or you pray, otherwise you get depressed“ (Die Wirtschaft ist schlecht, also entweder gehst du feiern oder du betest, sonst wirst du depressiv). Sonntags gibt es zwei Gottesdienste, einen auf Englisch und einen auf Ewe. Der auf Englisch fängt um 7 Uhr an (Ich werde mich nie mehr beschweren, dass der Gottesdienst bei uns um 11 Uhr anfängt) und geht zwei Stunden, danach ist nochmal ein Treffen von EPSU (Evangelical Presbyterian Student Union) für so 1-2 Stunden. Dann sind Maite und ich jetzt auch noch Teil des Chors von EPSU, der trifft sich Dienstags und Donnerstag für 1,5 Stunden. Also ziemlich viele kirchliche Aktivitäten.

Das krasseste war für mich bis jetzt das EPSU meeting. Der September ist für EPSU nämlich ein Monat voller Gebete („September at Gethsemane“). Das heißt, bei diesen Treffen nach der Kirche wird wirklich die ganze Zeit gebetet. Und wie gebetet wird. Erst sagt die Leiterin des Gebets, wofür wir beten sollen, und dann beten alle für das gleiche, aber auf unterschiedliche Weise. Manche flüstern nur etwas unverständlich, manche beten in tongues (das heißt die reden einfach irgendwas, was aber keine Worte sind, aber so fühlen die sich mit dem heiligen Geist verbunden), und manche rufen regelrecht ihre Gebete aus. Es ist also, verglichen mit dem Beten, wie ich es kenne, ziemlich laut.

Auch in der Kirche ist alles lauter, zum Beispiel die Musik, wenn die Band spielt. Was aber nicht immer unbedingt schlecht ist, den Gottesdienst hier finde ich viel lebendiger, es ist fast so wie eine Party und es macht gute Laune. Wenn die Musik besonders gut ist, gehen manchmal sogar ein paar Leute nach vorne und tanzen einfach. Ich finde, es ist ein viel freierer Gottesdienst als in Deutschland, den jeder einfach so erleben kann, wie er es möchte (wenn das Sinn macht).

Was ich auch noch schön fand, war ein Abendessen mit ehemaligen Freiwilligen, Bismark und Eric (die waren beide als Süd-Nord-Freiwillige in Deutschland) und einer zukünftigen Freiwilligen, Juliette (eine gute Freundin von uns).

Wir haben viel über die deutsche Kultur geredet, ich habe gestaunt, was für Bismark und Eric komisch war, was für mich total normal ist und wir haben auch über die ghanaische Kultur geredet. Es war schön, sich so unbefangen über zwei Länder zu unterhalten, sich auch ein wenig über die Kulturen lustig zu machen, aber nie zu verurteilen. Es ging um den Plastikkonsum in Ghana, um das Partyleben in Deutschland, Rassismus in Deutschland, Hagel, Brot (viele Ghanaer sehen Brot übrigens nicht als eine vollwertige Mahlzeit an, sie finden das sehr komisch, dass viele in Deutschland zweimal täglich Brot essen) und noch mehr. Das Gespräch hat mich zum Denken angeregt, ich fand es spannend, wie die beiden Deutschland als Ghanaer wahrgenommen haben.

Bismark und Eric wohnen in Accra, vielleicht werden wir die beiden im Oktober zum Oktoberfest in Accra besuchen (ja, sowas gibt’s da, ich bin gespannt).

Das war’s jetzt erstmal von mir, obwohl ich noch zehnmal so lange schreiben könnte, weil einfach so viel passiert ist. Aber ich will euch ja nicht noch mehr langweilen und es würde auch viel zu lange dauern, alles aufzuschreiben.

Vielen Dank fürs Lesen:))

Hinterlasse einen Kommentar