Liebe Kordei,
Wie geht es Dir? Ich hoffe, bei Dir ist alles in Ordnung. Hoffentlich ruhst Du Dich etwas aus, nachdem Du losgelegt hattest, während der Weihnachts- und Neujahrsfeiertage mit Deiner Event-Agentur Deine „Tasche zu sichern“1. Ich fand den Aufbau auf der Eis-Messe übrigens sehr gelungen. Ich kann es kaum erwarten zurück zu kommen, und mit meinen Nichten und Neffen all die Spiele, die Du zusammengebracht hast, auszuprobieren.
Nun, da es mein erstes Weihnachten außerhalb Ghanas ist, habe ich gemischte Gefühle – nicht im negativen Sinne, sondern im positiven Sinne. Weihnachten in Bremen ist eine aufregende Zeit für fast jeden, den ich getroffen habe, ob alt oder jung. Alle freuen sich darauf, Zeit mit der Familie zu verbringen. Die Adventszeit beginnt für die meisten mit dem Adventskalender. Vom 1. bis 24. Dezember öffnet man kleine Geschenke. Sie sind von unterschiedlichen Personen individuell gestaltet. Diese Geschenke können Schokolade, eine Geschichte, ein Gedicht oder ein Bibelvers sein. Ich finde das sehr gut durchdacht. Es versetzt einen in eine gute Stimmung für die Festtage.
Am 17. war ich mit zwei Freunden auf dem Weihnachtsmarkt. Es war schön, die Lichter und all die Dinge zu sehen, die dort angeboten wurden. Es gab einen „Zauber-Markt“, auf dem ich Bremen in die Zeit des Mittelalters versetzt sehen konnte. Ich liebte die Gestaltung und die Kostüme der Händler*innen. An einem Stand wurden Kräuterelixiere zum Kauf angeboten. Ich war versucht, sie zu kaufen und auszuprobieren, aber der Aberglaube in mir ist doch zu stark. Lol!
Am 22. bekam ich Kopfschmerzen, eine Erkältung, Halsschmerzen und Husten. Es machte mich traurig, dass ich nicht zu Hause sein konnte. Ich vermisste meine Familie. Am 24. lud mich eine Kollegin, Ines, ein, den Weihnachtsabend mit ihrer Familie zu verbringen. Ich genoss die Einladung, weil ich das Gesamtpaket „Deutsche Weihnacht“ genießen wollte. Ines, ihr Mann, ihre zwei lieben Kinder, ihre Schwiegermutter und Lila waren da, der andere Freiwillige in Bremen.
Um 16 Uhr blieben die Kinder zu Hause und Lila und ich gingen mit dem Rest zu einem Gottesdienst. Der Gottesdienst war kurz, aber schön. Es war wie ein neunstündiger Gottesdienst mit Liedern. Aber ich glaube nicht, dass es neun Lesungen waren. Wir zündeten Kerzen an, die das Licht in Bethlehem darstellten. Dann gingen wir zurück und aßen zusammen zu Abend. Es gab ein Raclette-Essen. Es war großartig und hat mich sehr gesättigt. Danach packten wir die Geschenke aus. Ich war überrascht, weil ich nichts dergleichen erwartet hatte und auch nichts für sie gekauft hatte, so dass ich mich richtig schlecht fühlte. Für das Öffnen der Geschenke musste jeder einen Würfel werfen. Wenn es eine Sechs war, durfte man sein Geschenk holen und auspacken. Ich war mit vielen Geschenken gesegnet. Ich war so glücklich. Ich meine, wer etwa liebt keine Geschenke?
Der 25. war ein Tag, den ich mit Manuela und ihrer Familie verbrachte. Wie üblich hat sie mich mit großartigen Geschenken bedacht. Womit habe ich all diese Liebe verdient? Ihr Mann kochte ein wunderbares Essen. Dann spielten wir ein Kartenspiel, das sich „Phase 10“ nennt. Das war lustig, witzig und gut. Danach gab es noch einen Nachtisch, ein neues Rezept, das Manuela ausprobiert hat, und das sehr gut war. Es war herrlich, nicht allein in meinem Zimmer zu sein, sondern in der Gesellschaft netter Leute. Ich habe dann mit ihnen zu Abend gegessen und Manuela hat mich nach Hause gebracht.
Der 27. war ein guter Tag, denn es war eine Zeit der Verbundenheit mit dem frankophonen Teil der Familie. Wir hatten eine Party. Wir tanzten, sangen und lachten zusammen, wie immer. Am 28. und 29. wurde ich dann wieder krank! Am 30. packte ich meine Koffer, um meine Tante in Darmstadt, sechs Stunden Busfahrt von Bremen entfernt, zu besuchen. Es hat sich wahnsinnig gelohnt: Familie ist wirklich alles. Die Geschenke, das Lachen, die Wärme und die Liebe waren alles, was ich brauchte, um das neue Jahr zu beginnen. Am 31. gab es bei meiner Tante, meinem Onkel und den drei Cousins Fondue zum Abendessen. Ich werde auf jeden Fall versuchen, das bei meiner Familie und bei meinen Freunden in Ghana einzuführen. Wir tanzten und lachten in das neue Jahr hinein. Dann bin ich rausgegangen, um mir das Feuerwerk auf der Straße anzusehen.
Nach Neujahr verbrachte ich einige Zeit mit meiner Tante und ihrer Familie. Sie nahmen mich mit zum Einkaufen; wir spielten Spiele und besuchten Frankfurt. Zu den besten Abenden, die ich hatte, gehören die Stunden, die wir beim Bowling waren. Es war mein erstes Mal, allerdings war ich die letzte J. Ich hatte Spaß und kann es kaum erwarten, es wieder zu versuchen. Es war so traurig, Abschied zu nehmen, aber auch eine tolle Möglichkeit, das Jahr zu beginnen. Nächste Woche schreibe ich dir über meinen Job.
Frohes neues Jahr, Kordei.
Lexikon
1. Die Tasche sichern – ein anderer Begriff für das Geldverdienen