Zwei Wochen in Lomé

Herzlich Willkommen, Bienvenue und Woezon loo zu meinem ersten Blogpost !

Nach einem langen Flug mit Zwischenstopp in Paris und Niamey im Niger kam ich am Samstag, dem 31. 08 abends in endlich in Lomé an. Hier in der Hauptstadt Togos direkt am Meer sollte ich die nächsten zwei Wochen bei der Familie von Emmanuel Amega, dem Finanzverwalter der Evangelischen Kirche in Togo, wohnen, um ein bisschen im Land anzukommen und um den Menschen an meiner Einsatzstelle in Notsé (einer kleineren Stadt nördlich von Lomé) die Chance zu geben, alles vorzubereiten. Emmanuel wohnt mit seiner Frau Thérèse und seiner zwölfjährigen Tochter Bénédicte in einem netten Haus direkt an der Grenze zu Ghana. Ich werde euch jetzt ein bisschen von meinen Erfahrungen in der Gastfamilie und in Lomé erzählen.

Am Sonntagmorgen ging es um sieben Uhr in den französischen Gottesdienst, dem dann immer noch ein Gottesdienst auf Ewe, der Muttersprache der meisten hier, folgt. Ich wurde von allen direkt sehr herzlich begrüßt und war ganz angetan von der festlichen Kleidung der Gottesdienstbesucher. Sofort gefallen hat mir der Chor “Merveille de Dieu”, der anspruchvollste der vielen Chöre der Gemeinde, der zusammen mit dem Pfarrer eingezogen ist. Die jungen Leute waren alle in schwarze Roben gekleidet und haben nicht nur gesungen, sondern einige von ihnen haben auch getrommelt oder gerasselt, was direkt für gute Stimmung gesorgt hat. Und Überraschung – die Melodie des ersten Lieds kannte ich! Es war nämlich die französische Übersetzung von “Großer Gott wir loben dich”. Eine weitere Überraschung war, dass die Kollekte an diesem Sonntag nach Geburtstagen eingesammelt wurde. Und zwar nach den Wochentagen- zum Glück wusste ich, dass ich an einem Dienstag geboren bin ! Alle sind singend und tanzend nach vorne gegangen, während die Wochentage einzeln aufgerufen wurden. Der Wochentag, an dem man geboren wurde, ist nämlich ziemlich wichtig und ich wurde auch schon öfters danach gefragt. Es gibt zu jedem Tag einen Namen, den viele Leute auch als Vornamen oder Beinamen haben. Meiner wäre “Abra”. Während der Kollekte und auch zu den Liedern hat die sogenannte Fanfare gespielt, eine Blechbläsergruppe, die es schafft richtig Stimmung zu machen.

In der kommenden Woche habe ich dann so richtig das Familienleben kennen gelernt. Montag bin ich mit Emmanuel in sein Büro in der Kirchenverwaltung gefahren, wo ich der Kirchenleitung vorgestellt wurde. Danach hat er mir eine togolesische Simkarte besorgt und Geld getauscht, was man beides ganz unbürokratisch direkt am Straßenrand regeln konnte. Die nächsten Tage ist er dann arbeitstechnisch verreist, weswegen ich mit Thérèse und Bénédicte alleine war. Thérèse arbeitet als Schneiderin und hat ein eigenes Atelier mit mehreren Angestellten. Es war sehr interessant, ihr bei der Arbeit zuzusehen und für den kommenden Sonntag hat sie mir dann auch direkt ein total schönes Kleid geschneidert, was wie angegossen passt. Sonst bin ich mit Bénédicte fast jeden Tag zu einer Art Tanzgruppe bei der Kirche gegangen, wo sie mit Freundinnen eine Choreographie einstudiert. Nach ein bisschen Überwindung habe ich auch mitgemacht und es hat echt viel Spaß gemacht.
Abends haben wir dann immer zusammen gekocht, wobei ich in der kurzen Zeit echt total viele neue Gerichte, Gemüsesorten und anderes kennengelernt habe. Es wird viel mit frischem Gemüse gekocht, meistens eine Soße mit Fleisch und einer Beilage wie Reis, Couscous, Yams oder auch mal frittierte Kochbanane oder Süßkartoffel. In der Soße ist dann oft noch Fisch oder Fleisch und ordentlich Chilli. Besonders spannend war es, beim Fufu machen zuzusehen. Dafür stampft man die gekochte Yamswurzel in einem riesigen Mörser. Ich hab es dann auch mal probiert – puh, das war ganz schön anstrengend! Das Endprodukt ist dann eine Art riesiger weißer Kloß, von dem man mit der Hand Stücke abreisst und in Soße tunkt. Ich habe es jetzt schon ein paar Mal gegessen und es ist bis jetzt mein Lieblingsessen.
In der ersten Woche bin ich dann mit Bénédicte und einem Freund von ihr losgezogen um ein bisschen die Stadt anzusehen. Wir waren unter anderem im Nationalmuseum, das allerdings ziemlich klein ist. Dort kann man sich viele traditionelle Gegenstände aus den verschiedenen togolesischen Kulturen ansehen, zum Beispiel Schnitzereien, Kleidung aber auch Handwerksgegenstände. Es sind aber auch Gegenstände aus der Zeit, in der in Togo Sklavenhandel betrieben wurde und aus der Kolonialzeit ausgestellt. Dann waren wir noch am Strand, der von Palmen gesäumt und sehr schön ist. Besonders begeistert war ich, als wir ein paar Tage später nochmal am Sonntagabend dort waren, weil der ganze Strand voll war mit Familien und Freunden, die zusammen essen, Fußball spielen und Spaß haben. Um dort hinzukommen haben wir eins von den unzähligen Motorradtaxis genommen, was ich beim ersten Mal sehr aufregend fand. Inzwischen habe ich mich aber schon dran gewöhnt.
Einige Tage später bin ich dann auch nochmal mit Thérèse in die Innenstadt gefahren, und wir waren beim Grand Marché, dem größten Markt in Lomé, den ich wirklich sehr groß und unübersichtlich fand. Hier wird neben Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und so weiter auch alles verkauft, was man sich sonst so vorstellen kann, Kleidung, Stoffe, Möbel, Haushaltsgegenstände und auch viele Souvenirs und Schmuck. Es hat großen Spaß gemacht, über den Markt zu laufen, ich war aber von der Lautstärke, der Musik, den Gerüchen und vor allem von den Autos und Motorrädern, die sich permanent durch die Menge quetschen, etwas überfordert.
Insgesamt ist Lomé eine Großstadt mit viel (für mich ziemlich undurchsichtigen) Verkehr. Sobald man die Innenstadt aber verlässt, gibt es immer weniger geteerte Straßen und kleinere einstöckige Häuser, von denen viele eine Art Laden haben, in dem Dinge des täglichen Bedarfs, wie Handykredit, Waschpulver, Milchpulver oder Nudeln verkaufen. Viele Frauen und Kinder verkaufen auch an der Straße Gemüse, Obst oder Essen, zum Beispiel frittierte Yams oder Kochbananenchips. Die Atmosphäre ist ziemlich lebendig und man sieht immer viele Kinder herumrennen. Es ist außerdem bis spät in die Nacht ziemlich laut und man hört oft Musik von irgendwoher. Auch morgens ist es oft schon früh laut, denn die meisten Togolesen sind Frühaufsteher. Um halb sechs hört man schon überall das Fegen der Reisigbesen.

Ein weiteres Highlight war dann der nächste Sonntag. Ich durfte sowohl im französischsprachigen als auch im Ewe- Gottesdienst mit der Querflöte (von einer Gitarre begleitet) zwei Kirchenlieder vorspielen, was sehr gut ankam. Da der Gottesdienst ein Dankgottesdienst an die Gemeinde für eine Beerdigung war, die am Freitag stattgefunden hatte, waren noch mehr Chöre anwesend und sehr viele Gottesdienstbesucher da. Bei der Bestattung handelte es sich nämlich um die Tochter eines ehemaligen togolesischen Präsidenten, dessen Frau darüber hinaus noch eine sehr bekannte spirituelle Persönlichkeit war, die sich intensiv für die Armen einsetzte. Nach dem Gottesdienst waren wir dann zur Feier im Haus der Familie eingeladen. Hier hab ich das erste Mal so richtig die Mentalität vieler Menschen in Togo kennengelernt. Obwohl es ja eine Feier anlässlich der Beerdigung war, waren alle weiß oder bunt angezogen, es gab Musik und Tanz und die Stimmung war relativ ausgelassen. Denn aufgrund des relativ hohen Alters der Verstorbenen freut man sich eher über ihr langes Leben und gedenkt ihrer guten Taten als heftig zu trauern. Wir wurden überaus freundlich empfangen und wie so oft hier hatte jeder ein freundliches Wort auf den Lippen und viel Interesse. Die Familie, bei der wir eingeladen waren, hat Verwandte überall in Europa, und so habe ich mich mit mehreren Enkeln der Verstorbenen angefreundet, die in Frankreich, England und Deutschland leben. An einem der nächsten Tage hat mich dann einer der Enkel zu seinem Geburtstag eingeladen, was echt cool war. Es war eigentlich wie ein Geburtstag in Deutschland, es wurde lecker gegessen, es gab Kuchen und es wurde Musik gehört. Die Stimmung war locker und es wurde getanzt. Im Unterschied zu den meisten Geburtstagen von Jugendlichen in meinem Alter hier gab es aber keinen Alkohol und es waren auch fast alle Verwandten dabei. Hier konnte ich ein paar nette Bekanntschaften schließen, mit denen ich mich bestimmt mal treffen kann, wenn ich mal wieder in Lomé bin.

So waren die zwei Wochen dann auch schon bald vorbei – insgesamt eine super Zeit und eine tolle Gelegenheit, auch mal das Leben in einer Gastfamilie in Togo auszuprobieren und erstmal richtig im Land anzukommen. Aber natürlich war ich dann auch ganz heiß darauf, endlich meine Einsatzstelle in Notsé kennenzulernen, zu der mich Emmanuel dann am Samstag, dem 14. September gebracht hat. Zu meiner ersten Zeit in Notsé und in meiner Einsatzstelle in der Schule dann mehr im nächsten Blogpost!

Vielen Dank fürs Lesen und auch sonst für Euer Interesse und Eure Anteilnahme! Ich freue mich über eure Kommentare und Fragen.

Liebe Grüße, eure Leonie

4 Gedanken zu “Zwei Wochen in Lomé

  1. Zwei Gottesdienste am Sonntag, und das schon um sieben Uhr – alle Achtung!!!
    Und wie schön, dass Du so herzlich aufgenommen wurdest. Das mit dem Kleid ist ja ein wunderschönes Symbol, dass Du dazugehörst.
    Für Deine Aufgabe in Notsé wünsche ich Dir Gottes Segen!

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  2. Liebe Leonie,
    ich bon so froh, dass es DIr so gut gefällt und so, wie Du es schilderst, ist es einfach eine schöne Welt, in die DU da hineingeraten bist! Und ich dene etwas sehnsüchtig an Kochbananen und Papayas;-) LG, Doris

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