
Der Wecker klingelte um 3:30 Uhr, zum Frühstück gab’s Haferflocken mit Azi Tutu (Ewe = Erdnussmus). Kurze Zeit später warteten Courage (Pastor und unserer Mentor) und Victor (Keke Fahrer) in dem dreirädrigen, schwarzen Mini-Auto vor unserer Haustür. Courage hatte uns einige Tage zuvor eingeladen zum E.P. Church Camp in Ahamansu mitzukommen und wir hatten nicht häsitiert uns auf den Ausflug einzulassen. So kamen wir jetzt beim Trotro Terminal unserer Stadt Ho an und verabschiedeten uns von Victor. Es war immer noch stockdunkel; ununterbrochen waren monotone Lautsprecheransagen zu hören: „Accra, Kumasi, Accra, Kumasi, Accra, Accra!“. Wir warteten dort ungefähr 45 Minuten, bis sich noch eine Person fand, die den letzten freien Platz unseres Taxis beanspruchte. So fuhren wir ungefähr 3 Stunden von der Volta Region in die Oti Region, welche sozusagen das nächste Bundesland im Norden von Volta ist. Die Fahrt kostete pro Person 120 Ghana Cedis (8,40€). Als wir in der Stadt Jasikan ankamen, warteten schon Motorräder auf Kunden. Wir 3 stiegen jeweils hinten auf ein Dzokeke und wurden zur E.P. Church gefahren. Dort wurden wir sehr herzlich von Seyram (Pastor der Kirche), in seinem Haus neben der Kirche willkommen geheißen. Courage und er vertreten dasselbe Amt (Youth Desk Officer), in ihren unterschiedlichen Regionen und sind gut befreundet. Wir wurden mit Weißbrot, Schwarztee und Honig versorgt, während eigentlich das gesamte Camp bis Mittag fastete. Als wir fertig gegessen hatten, traten wir in die Kirche ein, wo ein 5-stündiger „Prayer Service“ ablief. Die sehr professionell klingende Kirchenband spielte Gospelreggae und Highlife. Courage wurde sehr kurz vorher gebeten den Service zu leiten. So predigte, sang und betete er spontan für die nächsten 3 Stunden vor der Gemeinde. Zum Ende hin, betete er ein sehr langes, lautes Gebet, mit Gospel der Kirchenband untermalen. Er betete für das Feuer des Heiligen Geistes und prophezeite Dinge über die Leben Einzelner Menschen. Einige Personen, vor allem Frauen, fielen auf den Boden, hüpften auf der Stelle, ruften laut oder fingen an sich unkontrolliert zu drehen und mussten von anderen Gemeindemitgliedern festgehalten werden. Diesen Personen wurden allen ein Tuch aus mit Mustern bedrucktem Stoff um die Hüfte gewickelt. Nachdem der Gottesdienst vorbei war, erkundeten ich und Til (mein Co-Freiwilliger) ein wenig Ahamansu. Im Vergleich zu Ho, ist es dort sehr viel ländlicher, kleiner und muslimisch geprägter. Auch ist die Gegend ist sprachlich um einiges diverser. Es wird Twi, Ewe, Englisch, aber auch etwas Kototkoli und Französisch (aufgrund der Proximität zu Togo) gesprochen. Danach ging es mit Motorrad zu einer nahegelegenen Schule, wo alle Campmitglieder sich sammelten, um „Games“ zu starten. Es wurde Volleyball und Fußball gespielt. Es wurden Leibchen ausgeteilt und es wurde ernst gespielt. Menschen kamen mit ihrer ganzen Familie. Entweder wurde gespielt oder auf der Bank gesessen, Orangen gegessen und seinem Team zugejubelt. Ich freute mich darüber mit einigen Ewe zu sprechen und weiteres Vokabular zu lernen. Abends ging es zurück zu Seyrams Haus, wo als Abendessen Yam und Eier-Stew serviert wurde. Anschließend ging es wieder in die Kirche, zur Gospel Rock Show. Es gab eine Vielfalt an Talenten, welche auftraten: eine Gruppe junger Mädchen tanzte Choreografien zu Praisemusik, die Kirchenband spielte Gospelhighlife, es gab viele Sänger*innen, eine Gruppe älterer Mädchen tantzen in traditioneller Bekleidung Borborbor, ein Trommelchor spielte. Bei Acts, die den Zuschauern besonders gefielen, kamen ab und zu Einzelne nach vorne zur Bühne und drückten einen 1 oder 5 Cedi Schein an die Stirn des Auftretenden. Ich spielte ebenfalls im Rahmen dieses Abends ein selbst produziertes und geschriebenes englisches Afrobeats/Gospelrap Lied, in das ich etwas Ewe einbaute. Es kam sehr gut an, die Gemeinde tantze, viele kamen nach vorne, sangen laut mit und jubelten. Es war wirklich cool dort zum ersten Mal in Ghana aufgetreten haben zu dürfen. Danach gingen wir zu Bett. Die Austattung unserer Unterkunft: zwei gleichgroße Zimmer, in einem nur ein Plastikstuhl in der Ecke; im anderen eine mittelgroße Matratze auf dem Boden, ein Plastikstuhl in der Ecke, ein kleines Bad ohne fließendes Wasser. Am nächsten Morgen frühstückten wir in Seyrams Haus Rührei mit Gemüse und gingen dann in den 3,5-Stündigen Gottesdienst, welcher in Twi, Ewe und Englisch gehalten wurde (es für bestimmte Teile wie die Schriftlesung 2 Übersetzer). Von der Predigt, welche fast ausschließlich auf Ewe gehalten wurde, Verstand ich schon viele Wörter, einige Sätze, jedoch nur wenig Zusammenhang. Von den Hymnen kann ich mittlerweile schon ziemlich viel verstehen. Nach dem Gottesdienst gab es ein großes Gruppenbild und wir aßen bei Seyram Fufu mit Light Soup und Tilapia zum Mittagessen. Dann war es Zeit abzureisen. Wir verabschiedeten und bedankten uns und brachen dann zur Rückreise auf. Zurück fuhren wir über Jasikan und Hohoe. Das Wochenende war voller schöner Momente und Ich bin sehr dankbar für diese bereichernde Erfahrung. Jetzt bin ich gespannt, was noch alles auf uns zukommen wird!