Hallo zusammen,
Heute ist Sonntag, was für uns bedeutet, dass es, wie auch schon die Wochen zuvor wieder in die Kirche, die Èglise Evangelique Presbyteriènne du Togo, ging.
Um 9 Uhr beginnt der Gottesdienst auf Ewe und zwar so pünktlich, dass wir, obwohl wir um 5 vor 9 da waren erst den festlichen Einzug des Kirchenchores und der Pastoren abwarten mussten, bevor wir schnell durch die Seitentür hereinhuschen durften.
In der Gemeinde gibt es mehrere Musikgruppen, die auch fast alle jeden Sonntag auftreten. Neben dem offiziellen Kirchenchor in ihren scharzen Roben und Hüten, gibt es noch die Fanfare (eine Bläsergruppe, die von der Empore aus spielt), den Chorale de Jeunesses und mindestens drei weitere Chöre, von denen ich die Namen leider noch nicht kenne.
Da Johanna und ich gerne einmal ausprobieren wollten, wie es ist, hier im Chor zu singen, sind wir gestern das erste Mal zur Chorprobe der Jeunesse gegangen, in der uns Clement, der Chorleiter, direkt herzlich willkommen geheißen und vorgestellt hat.
So kam es auch, dass wir heute nicht wie die letzten Male vorne im Seitenschiff saßen, sondern mitten im Chor.
Die offizielle Vorstellung vor der Gemeinde war schon beim ersten Kirchenbesuch erfolgt, sodass es hin und wieder vorkommt, dass wir auf der Straße namentlich angesprochen werden mit der Erklärung, dass wir uns ja aus der Kirche kennen.
Der Gottesdienstablauf ist sehr ähnlich dem in Deutschland mit Glaubensbekenntnis, (sehr vielen) Ansagen bezüglich der Woche, Lesungen, Predigt, Vater Unser, Kollekte und diesmal sogar einem Abendmahl (immer am letzten Sonntag im Monat).
Zwischen den einzelnen Abschnitten werden meist Psalme auf Ewe gesungen, die wir glücklicherweise bei unserem Banknachbarn mitlesen durften, sodass wir, so gut es ging, miteinstiegen (die Aussprache war dabei für uns erst einmal nebensächlich).
Die Stimmung bei den Auftritten der Jeunesse war super und, auch wenn wir noch nicht mitsingen konnten, gaben wir unser bestes, zumindest etwas mitzutanzen und zu klatschen.
Besonders an diesem Gottesdienst war für uns die Kollekte, da man je nach Wochentag, an dem man geboren wurde, nach vorne ging, um das Geld in einen Korb zu werfen.
Generell spielt in Togo sowie auch in Ghana im ewesprachigen Bereich der Geburtswochentag eine sehr große Rolle. Ich wurde an einem Donnerstag geboren, weshalb ich hier Yawa heiße, und Johanna, die an einem Mittwoch geboren wurde, Aku oder auch Akuvi (das vi steht dabei einfach für klein 😉 ).
Das wurde uns schon am ersten Tag von den Guardiens Jean und Mitch der Schule erklärt, die uns fast ausschließlich mit unseren Ewe-Namen ansprechen, woran ich mich ersteinmal gewöhnen musste.
In der Tabelle könnt ihr gerne nachschauen, wie ihr in Togo heißen würdet. Je nach Region können die Namen dabei schon leicht variieren.
Trifft man eine Person, die am selben Wochentag Geburtstag hat, ist die Freude groß, man ist schließlich fast wie Geschwister.
Danach folgte ein mir bisher unbekannter Gottesdienstbestandteil, nämlich das Versteigern von Obst. Nach erfolgreicher Versteigerung (ɖeka, ewe, etɔ) gingen die Erträge in die Kollekte und die Bananen, Ananas und sogar Flip Flops zu den Meistbietenden. So können auch Gemeindemitglieder, die gerade nicht in der Lage sind, Geld zu spenden, einfach das mitbringen, was sie haben oder selbst anpflanzen und es kommt trotzdem der Kirche zu Gute.
Die Dauer eines Gottesdienstes liegt dabei zwischen anderthalb und drei Stunden, was gegen Ende dann doch etwas anstrengend wird, vor allem weil ich auf Ewe bisher leider nicht viel mehr verstehe als Akpe (Danke) und Mawu oder Yehowah (Gott).
Zum Glück fängt morgen mit dem Rentrée Scolaire aber die Schule und somit auch unser Ewe-Unterricht an, auf den ich mich schon sehr freue und der uns hoffentlich hilft, bald auch inhaltlich etwas mehr vom Gottesdienst mitzunehmen.
Auch auf dem Markt sind Ewe Kenntnisse sehr hilfreich. So haben wir schon schnell gemerkt, dass sich die Verkäuferinnen sehr freuen, wenn wir probieren unsere frisch gelernten Eweworte direkt in die Praxis umzusetzen, anstatt auf Französisch zu reden.
Woe zɔ. – Yoo. (Willkommen – Danke)
Mafle abolo. Nene? (Ich möchte Brot kaufen. Wie viel kostet das?)
Akpekaka loo. (Vielen Dank)
Miadogo loo. (Auf Wiedersehen)
Mit dem Schulbeginn morgen startet für uns dann das erste Mal ein bisschen der Alltag und ich bin schon sehr gespannt, wie der Unterricht abläuft und was unsere Aufgabe sein wird.
Ein paar unsrer Lehrerkollegen haben wir letzte Woche beim Rentrée Pedagogique schon kennengelernt und freuen uns jetzt, die Schule morgen gefüllt mit etwa 800 Schülerinnen und Schülern zu erleben.
Über Fragen oder Feedback freue ich mich wie immer sehr!
Ganz liebe Grüße aus Kpalimé,
Luisa




